Heilende Tiere - Teil 4
Heilende Tiere - Teil 4Teil 4 – Anforderungen an die Tiere und Grenzen der tiergestützten Therapie von Dr. Anke Prothmann
Im letzten Teil unserer Serie werden wir speziell auf die Therapiebegleittiere
Die Auswahl der Therapiebegleittiere orientiert sich in erster Linie am Temperament, an der Ungefährlichkeit des einzelnen Tieres und an seinem Interesse an der Interaktion mit Menschen. Darüber hinaus dienen die Eignungs- und Auswahlverfahren aber auch dem Tierschutz, damit zu sensible Tiere nicht durch die ständig wechselnde Kontakte gestresst werden. Eignungstests
In den Eignungstests für Hunde werden zwei Hauptkomponenten überprüft: die Reaktionen des Hundes auf Umwelteinflüsse und auf soziale Einflüsse. Die Umweltsicherheit wird mit akustischen Stimuli (Pfeif-, Knall-, Zischlaute), optischen Stimuli (bewegte Objekte wie ferngesteuerte Autos, Regenschirme oder unbewegte Objekte wie Tier- oder Menschenfiguren), taktilen Reizen (verschiedene Bodenuntergründe) und Spiel-/Beutereizen getestet. Soziale Einflüsse umfassen das Verhalten des Hundes gegenüber fremden und bekannten Personen. Ziel der Wesensprüfung ist nicht primär, die Talente des Hundes aufzuspüren, sondern zu erkennen, welche Situationen Stress für den Hund bedeuten und wie er mit diesem Stress umgeht. Reagiert er gelassen, ignorierend, ängstlich oder aggressiv? Welche Stresssignale sind zu erkennen? Wo liegen die Grenzen tiergestützter Therapie? Momentan sehen wir noch selten Tiere in Akutkrankenhäusern. Dass sich aber Hochleistungsmedizin und tiergestützte Aktivitäten nicht gegenseitig ausschließen, zeigt uns das Krankenhaus München-Harlaching. Hier gibt es nicht nur einen Haustierpark mit Ziegen und Schafen direkt auf dem Klinikgelände, sondern auch einen Begegnungsraum, in dem die Patienten auch von ihren eigenen Kleintieren besucht werden können. Im Klinikum Augsburg befindet sich auf dem Gelände der Kinderklinik ein Stall mit mehreren Pferden und Ponys. Diese stehen allen kleinen Patienten, vor allem aber den durch den Bunten Kreis betreuten Kindern mit schweren Erkrankungen zur Verfügung. Aber auch auf Intensivpflegestationen mit Menschen im Wachkoma werden in wachsender Zahl Tierbesuchsdienste durchgeführt. Im psychotherapeutischen Bereich lassen sich Tiere äußerst unkompliziert einbinden. Sie bewirken dort eine Vielzahl von Effekten. Eines aber können und sollen die Tier nicht: therapeutisch und pädagogisch qualifiziertes Personal ersetzen. Tiere verändern die Atmosphäre im Therapieprozess, sie motivieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Aber sie können keine instrumentelle Hilfe geben. Sie können auch keine spezifischen Anregungen geben. Dafür brauchen wir ein sensibles, wachsames Fachpersonal. Tiere können aber helfen, einen Menschen in seiner speziellen Situation besser und umfassender zu verstehen. Tiergestützte Therapie funktioniert eingebettet in ein therapeutisches Gesamtkonzept, sie kann darin sogar eine tragende Säule darstellen, aber nicht von diesem losgelöst sinnvoll eingesetzt werden. |
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