Physikalische Elektrotherapie zur Wundheilungsförderung – ein Fallbeispiel
Physikalische Elektrotherapie zur Wundheilungsförderung – ein Fallbeispiel
Die Interferenzstrom-Regulationstherapie (IFR) wurde bereits Mitte der 50er Jahre von dem Physiker Dr. H. Nemec in die physikalische Therapie eingebracht und ist bis heute in der Humanmedizin als kassenärztliche Leistung ein fester Bestandteil der Physiotherapie. Auch in der Veterinärmedizin lernen immer mehr Tierärzte und Tierphysiotherapeuten den Einsatz der Interferenzstrom-Regulationstherapie zu schätzen. In der GOT findet man die IFR unter Teil B „Besondere Leistungen“, doch was hat es damit auf sich?
Interferenzstrom-Regulationstherapie
Der Interferenzstrom hat nichts mit der üblichen niederfrequenten Reizstromtherapie zu tun; somit kommt es auch nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen wie z. B. der Elektrolyse. Er besteht aus zwei bereits im Gerät vormodulierten, mittelfrequenten Wechselströmen, mit einer jeweiligen Frequenz von 4000 Hz und 4100 Hz (Im Vergleich zu Haushaltstrom: 50 Hz). An der Stelle, an der die Ströme interferieren, entsteht eine neue Frequenz von 4050. Die therapeutische Wirkung der IFR findet jedoch nicht nur im Interferenzbereich statt, sondern auch zwischen den beiden gleichseitigen Elektroden. Die Wirkungsweise des mittelfrequenten Wechselstromes erfolgt über die bioelektrische Kommunikation zwischen den Zellen untereinander, sei es z. B. neural, endokrin oder über den Flüssigkeitshaushalt. Die IFR ist eine nicht invasive therapeutische Verfahrensweise, die in der Tiefe des Gewebes, direkt an der Zellmembran aktivierend, stimulierend, reaktivierend und regenerierend wirkt. Die Einsatz-Indikationen der IFR sind so umfangreich, dass hier nur einige wenige benannt werden, wie z. B. die Analgesie, die Ödembehandlung, die Frakturbehandlungen, Wundbehandlungen als auch die Behandlung von Arthritis, Arthrose sowie Muskel-und Sehnenschädigungen. Nicht zu vergessen sei der Einsatz der IFR bei neuralen Störungen aller Art.
Fallbericht
Patient Shetlandpony Mogli
Geb. 2006
Geschl. Wallach
Mogli wurde in der Klinik für Pferde (Chirurgie), JLU Gießen, auf Grund eines drei Tage alten Spritzenabzesses, verursacht durch eine paravenös verlaufende Injektion vorstellig. Die Wunde stellte sich großflächig von der linken bis zur medialen Halsfläche dar. Die linke Vena jugularis (äußere Halsvene), die Arteria Carotis (Halsschlagader), die Trachea (Luftröhre) sowie der Oesophagus (Speiseröhre) waren freiliegend. Der Ösophagus war ca. 1,5 cm eröffnet, dadurch bedingt trat aus der großflächigen Wunde abgeschluckter Speichel sowie Speisebrei aus. Ansonsten befand sich Mogli in einem mäßigen Allgemeinzustand. Mogli wurde ab sofort über eine Nasenschlundsonde ernährt und erhielt zusätzlich an Medikationen: Metacam®, Cobactan® und Gastrogard®. Am 5. Tag des stationären Klinikaufenthaltes begannen wir mit der Interferenzstrom- Regulationstherapie. Ziel Unterstützende physikalische
Behandlungstherapie zum Zwecke der Schmerzlinderung sowie Abheilung der Öesophagusschädigung und der großflächigen Fleischwunde durch Anregung des Zellstoffwechsels als auch der Abtransport von Gift-und Schlackestoffen durch Anregung der Lymphtätigkeit.
Abschlussbericht
Mogli wurde während seines stationären Aufenthaltes in der Klinik mit künstlicher Ernährung über Nasenschlund-Sonde versorgt. Zusätzlich erhielt er über einen begrenzten Zeitraum Antibiotika (Cobactan®) und Schmerzmittel (Metacam®). Während der Genesungsphase hat der Intensiv-Patient mehrmals Anzeichen von Aufgasungen des Abdomens sowie Koliken bis hin zu akutem Durchfall gezeigt. Um die Faktorensymptomatik in den Griff zu bekommen, wurde zusätzlich Paspertin® injiziert und die Sondennahrung dementsprechend mit GastroGard® oder Stullmisan® ergänzt. Zur tierärztlichen Überwachung des Heilungsprozesses wurden regelmäßig labordiagnostische sowie bildgebende Untersuchungen (Sonographie und Endoskopie) durchgeführt. Zusätzlich wurde Mogli über den gesamten Behandlungszeitraum mehrmals täglich spazieren geführt.
Foto: © Anja Malina
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