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Nicht nur zur Sommerzeit

Nicht nur zur Sommerzeit

Läuse im Pferdefell

Gesunde Pferde – oft als der beste Freund des Menschen tituliert – haben ein prächtiges Fell, das sie gegen die Unbill des Wetters und vor Hautkrankheiten schützt. Ungeziefer wie Haarlinge, Saugläuse, Lausfliegen, Fliegen, Saugmilben etc. nisten sich aber in dieses Schutzschild – oft unbemerkt – ein.

Sie saugen Blut oder fügen durch Fraß an Haut und Haar massive Schäden der Haut zu. An den Fraß- bzw. Stichstellen können dann durch Bakterienbefall starker Juckreiz und nässende Ekzeme entstehen, wobei letztere wegen des dichten Fells oft erst sehr spät bemerkt werden. Das Pferd zeigt aber eine stärkere Unruhe und ist nicht mehr der vertraute Partner des Menschen. Dies muss nicht sein: Es gibt Maßnahmen gegen Beiß- und Saugläuse, insbesondere in Zeiten des Auftretens von infektiöser Anämie. Im Fell von Pferden kommen sowohl Beißläuse (sog. Mallophagen) als auch blutsaugende Läuse (sog. Anopluren) vor, die beide dicht an der Haut leben und so oft selbst bei Massenbefall unbemerkt bleiben.

Mallophagen

(griech: mallos: Wolle; phagein = fressen, engl. chewing lice)
sind flügellose, sehr kleine 1–3 mm lange, abgeplattete Insekten, die dauerhaft im Fell leben. Die Mallophagen fressen direkt auf der Körperoberfläche Epidermisschuppen, Hautdrüsensekrete und knabbern auch an den Haaren, die dadurch Schaden leiden können. Auf der Haut kommt es zu Juckreiz und nachfolgend zu einer evtl. massiven Beunruhigung der Tiere. Mallophagen (Haar- bzw. Federlinge) unterscheiden sich von den Saugläusen dadurch, dass ihr Kopf deutlich breiter ist als die Brust, die die sechs Beine trägt, während Saugläuse einen schmalen, meist langgestreckten Kopf aufweisen.
Die im Winter und im Frühjahr besonders gehäuft auftretende Beißlaus Werneckiella equi (früher: Trichodectes pilosus) wird als Weibchen etwa 1,8 mm und als Männchen 1,6 mm lang, wobei letztere nur selten anzutreffen sind. (Die Natur bevorzugt also eindeutig die fruchtbringenden Weibchen!). Letztere legen auf dem Wirt in ihrer Lebenszeit von 1–2 Monaten etwa 100 befruchtete Eier ab, die sie an die Basis der Haare ankitten. Aus dem Ei schlüpft nach 4–12 Tagen die Larve eins, die schon so aussieht wie die Adulten. Binnen 3 Wochen und über 3 Häutungen erreicht sie dann die Geschlechtsreife.
Die Übertragung der Beißläuse erfolgt im Regelfall beim Körperkontakt von Tieren. Allerdings können Beißläuse auch 2–4 Wochen ohne Wirt auf dem Boden überleben und dann auf einen weiteren Wirt krabbeln. Sie sind allerdings sehr wirtsspezifisch und W. equi befällt eben nur Pferde. Diese Überlebensfähigkeit auf dem Boden sowie ihr relativ schnelles Übertreten von einem Pferd zum anderen bei Körperkontakt lassen sie auch zu Vektoren von Erregern werden. So werden sie in der Literatur als Überträger des Virus geführt, das die infektiöse Anämie der Pferde auslöst. Die Mallophagen fressen dabei aus entzündeten Hautstellen virenhaltige Zellen und scheiden nach einem Übertritt auf einen anderen Wirt Viren per Kot in eben solche entzündete Hautbereiche ab. Da aktuell (im Sommer 2008) auf Reiterhöfen in Sachsen und Nordrhein-Westfalen derartige Virenerkrankungen aufgetreten sind, kommt einer vorbeugenden Haarlingsbekämpfung große Bedeutung zu (s.u.).

Blutsaugenden Läuse

*(Anoplura, von griech. anoplos = unbewaffnet, ura = Schwanz)*
finden sich im Allgemeinen seltener als Mallophagen – halten sich also ebenso diskret zurück, sodass man sie auch nur bei intensiver Inspektion des Fells bemerkt. Die Pferdelaus Haematopinus asini macrocephalus wird beim Pferd 2,5–3,5 mm groß und saugt mehrmals etwa 0,1 ml Blut pro Stich. Auch hier erfolgt die Entwick lung über 3 Larvenstadien. Diese Läuse finden sich beim Pferd besonders häufig an der Basis der Mähne, im Bereich der Haare der Schwanzwurzel, direkt über den Hufen bzw. außen an den Beinen. Auch hier sind Hautekzeme infolge von Entzündungen, Unruhe und ausgeprägter Juckreiz typische Symptome beim scheinbar gesunden Tier. Die Symptome entdeckt man allerdings meist erst nach entsprechend intensiver Inspektion der Haut. Allerdings scheint die Pferdelaus nicht als Vektor von Erregern aufzutreten.

Die Bekämpfung von Beiß- und Saugläusen

kann durch chemische oder pflanzliche Waschlotionen erfolgen. Bei Mallophagen und Läusen haben sich auf chemischen Wege z.B. Phoxim (als Sprüh- und Waschlotionen) bzw. Pyrethroide oder makrocyclische Laktone (letztere als orale Gabe) bewährt. Gegen Läuse wirkt auch Imidacloprid als Pour-on-Lösung. In jüngster Zeit zeigte sich, dass sich auch ein pflanzlicher Extrakt aus Neemsamen (nach Abpressen des Öls) sehr bewährt hat und zudem das Fell noch pflegt. 100 ml des Extrakts werden frisch mit 2 Liter Leitungswasser angesetzt und mit einer Bürste oder einem Schwamm über das Fell verteilt. Bereits nach 30–60 Minuten wimmelt es dann auf dem Fell von sterbenden Haarlingen. Nach ca. 10 Tagen muss die Wäsche wiederholt werden, damit die aus den Nissen austretenden Larven auch erfasst werden. Gerade in Zeiten des Auftretens der Erreger der infektiösen Anämie ist die prophylaktische Abtötung der nicht sichtbaren Haarlingspopulation von großer Bedeutung, zumal diese sich nach einer Behandlung und Neuinfektion nur langsam erholt.

mehlhorn@uni-duesseldorf.de

HKP 1 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 1 / 2009.
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