Zeckenbefall
ZeckenbefallWie oft sind eigentlich Katzen betroffen?In der letzten Ausgabe von hundkatzepferd hat Dr. Nikola Pantchev über Reisekrankheiten bei der Katze berichtet und den Fokus auf Infektionen gelegt, die von Mücken übertragen werden. Im zweiten Teil widmet er sich nun Infektionen, die durch Zecken übertragen werden wie Babesiose, Ehrlichiose und Hepatozoonose, bei denen zwischen Hunden und Katzen offensichtliche Unterschiede zu finden sind. Die Intensität des Zeckenbefalls bei der Katze entspricht im Interschied zum Hund nicht immer der tatsächlichen Exposition, die bei Freigänger-Katzen genau so hoch und sogar noch höher sein sollte als beim Hund. Eine Rolle könnte das ausgeprägte Putzverhalten der Katze spielen, wodurch viele Zecken entfernt werden können. Zum Ansetzen kommen Zecken dann meistens nur in den Bereichen (Hinterkopf, Nacken und Hals), wo die Katzen einfach nicht dran kommen (Abb. 1). Die sog. Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), die im mediterranen Raum weit verbreitet ist, kann auch Katzen befallen, auch wenn sie im gleichen Haushalt mit Hunden gehalten werden. Diese Zecke ist ein Vektor für zahlreiche Erreger (Babesia canis vogeli, Babesia gibsoni, Ehrlichia canis, Anaplasma platys, Hepatozoon canis, Dipetalonema dracunculoides, hämotrope Mycoplasmen oder Rickettsia conorii). R. sanguineus kann in Deutschland als Freilandzecke aufgrund der niedrigeren Temperaturen keine stabilen Populationen aufbauen; in ganzjährig temperierten Räumlichkeiten (etwa in Tierheimen, Hundepensionen, tierärztlichen Praxen, Zwingern oder Wohnungen) aber kann sie geeignete Bedingungen für ihre Entwicklung und Vermehrung finden, sodass auch in Deutschland mit R. sanguineus- Befall gerechnet werden muss (Abb. 2). Da es gegen zeckenübertragene Infektionen bei der Katze derzeit keine Impfstoffe gibt, sollte der Schwerpunkt in der Zeckenprophylaxe gesetzt werden. Hier zu Lande stehen Fipronil-haltige Produkte für die Katze in Form von z.B. Frontline Spray (Wirkung auf Zecken bis zu 4 Wochen), oder Frontline (Combo) Spot-on mit einer Wirkung auf Zecken bei Katzen bis zu 2 Wochen zur Verfügung. Permethrinhaltige Produkte, wie sie verschiedentlich beim Hund für diese Indikation zum Einsatz kommen, sollten aufgrund ihrer Toxizität bei Katzen nicht angewendet werden (s. Teil 1 – hundkatzepferd 04.11) und Organophosphate/Carbamate-haltige Produkte gelten ebenfalls aus Toxizitätsgründen bei der Katze als obsolet. Babesiosen: ist die Katze doch ein kleiner Hund?
Es gibt wie beim Hund kleine und große Babesien. Zu den kleinen zählen Babesia cati (bis jetzt nur vereinzelt beschrieben aus Indien), Babesia leo (von einem Löwen in Südafrika beschrieben) und Babesia felis (bis jetzt gesicherte Nachweise nur aus Südafrika und Zimbabwe). Es gibt aus Europa nur ein Fallbeispiel für eine kleine Babesie aus Frankreich (wurde aufgrund der Morphologie B. felis zugeordnet, dies wurde aber kritisch bewertet). B. felis verursacht in erster Linie Anämie und seltener Fieber und Ikterus (i.d.R. auch keine Änderung der Leukozytenzahl). Der Vektor scheint (ist nicht gesichert) die Zecke Haemaphysalis leachi zu sein, die in Europa nicht vorkommt. Als wirksames Medikament hat sich in Südafrika Primaquin-Phosphat erwiesen; ein kleiner Haken dabei ist, dass die wirksame Dosis (0,5 mg/kg, i.m., 1x) lediglich die Hälfte der letalen Dosis für die Große Babesien: eine unterschätze Infektion bei der Katze?
Viel interessanter für Europa scheinen die großen Babesien bei der Katze zu sein. Bis jetzt beschrieben waren Babesia herpailuri (bei Jaguaren in Südamerika) und Babesia pantherae (bei Leoparden in Kenia). Es gibt ein Fallbeispiel aus Deutschland, ein weiteres aus Frankreich (in beiden Fällen morphologische Beschreibung) und bei drei Katzen aus Spanien und Portugal konnte man Babesia canis-ähnliche Sequenzen amplifizieren (kein direkter Nachweis in Erythrozyten). Zumindest für die Katze aus Deutschland (mit Fieber, Anämie, Ikterus und Leukopenie; stammte ursprünglich aus Nordschweden) gab es Hinweise, dass Imidocarb (Imizol) wirksam sein könnte, obwohl sie am Ende doch eingeschläfert werden musste; nach der ersten Injektion verschwanden die Babesien aus dem Blut und es trat eine kurzfristige Besserung ein. Leider ist aus dieser Fallbeschreibung nicht ersichtlich, ob die Katze mit FIV/FeLV oder mit Mykoplasmen co-infiziert war. In einer aktuellen Studie aus Thailand wurden 1490 streunende Katzen mittels Mikroskopie und 18S-PCR auf Babesien untersucht und Merozoiten in Erythrozyten von nur zwei Katzen (0,13 %) identifiziert (vgl. Abb. 3). In der PCR dagegen waren 21 (1,4 %) positiv. In allen Fällen handelte es sich um B. canis vogeli-ähnliche Sequenzen (98 % Identität). Als Beispiel: im Rahmen eines Reisekrankheitenprofils (am IDEXX Vet • Med • Labor in Ludwigsburg) konnte 2005 bei 2,1 % (2668 Hunde) und 2006 bei 2,7 % (2815 Hunde) der eingesendeten Blutproben Babesien-DNA gefunden werden. 2004 wurden zwei Fälle von großen Babesien bei Katzen aus Israel sehr gut dokumentiert und aufgrund der Sequenzierung sowie der Morphologie hat man sich auf eine neue Spezies festgelegt: Babesia canis Ehrlichiose bei der Katze durch Ehrlichia canis-like-Organismen: häufig ist häufig, selten ist selten Die canine monozytäre Ehrlichiose, die eine häufig mitgebrachte Reiseerkrankung beim Hund darstellt und von der Braunen Hundezecke (R. sanguineus) übertragen wird, ist bei der Katze sehr selten. Die Symptome können unspezifisch sein wie Fieber mit Anorexie, Lethargie und Gewichtsverlust, aber auch Hyperästhesie und Gelenkschmerzen treten auf; seltener zeigen Katzen Dyspnoe, Erbrechen oder Durchfall. Als Befunde bei der klinischen Untersuchung konnten Splenomegalie, Lymphadenopathie, Petechien, blasse Schleimhäute bis hin zu einer Retina-Ablösung erhoben werden. Als Ko-Infektionen wurden gelegentlich hämotrope Mykoplasmen, Cryptococcus neoformans, FIV und FeLV ermittelt. Laborveränderungen schließen nicht regenerative Anämie (nicht bei allen), Leukopenie (1/3 der Fälle), Thrombozytopenie (1/4), Leukozytose, Monozytose, Knochenmarkshypoplasie mit Panzytopenie oder Hyperglobulinämie ein. Obwohl soweit schon Ähnlichkeiten zum Hund erkennbar sind, gestaltet sich die Diagnostik bei der Katze nicht einfach. Die meisten Katzen, die mit Morulae in den mononukleären Zellen (vgl. Abb. 4) diagnostiziert wurden, reagierten zwar serologisch positiv in den üblichen IFATs, aber es wurde auch von Katzen berichtet, die E.-canis-DNA im Blut aufgewiesen haben und die serologisch negativ in zwei verschiedenen Labors waren (dafür war allerdings der ANA-Test positiv). Standardisierte serologische Tests für Katzen fehlen derzeit, daher kann bei negativer Serologie die Infektion nicht ausgeschlossen werden. Deswegen sollte die Serologie später wiederholt werden und bei der Katze grundsätzlich in Kombination mit der PCR durchgeführt werden. Anaplasma phagocyto philum-Serologie sollte ebenfalls parallel durchgeführt werden, denn die klinischen Symptome einer Anaplasmose können bei der Katze ähnlich sein. Die Therapie einer Ehrlichiose gestaltet sich ähnlich wie beim Hund (Doxycyclin, alternativ Imidocarb). Zu Grunde liegende Erkrankungen (auch Neoplasie wie z.B. Lymphosarkom) sollten beim Nichtansprechen auf die Behandlung abgeklärt werden. Hepatozoon felis: der Unbekannte Dieser bisher wenig beachtete Erreger war in einer aktuellen Studie aus Spanien (in der Gegend von Barcelona) der mittels Blut-PCR am häufigsten nachgewiesene vektorübertragene Erreger bei Katzen (4 % von 100 getesteten Proben). In Japan fand man neulich eine wilde Iriomote-Katze mit einer persistierenden H.-felis-Infektion, bei der bis zu 3 % der neutrophilen Granulo zyten von Gamonten des Erregers befallen waren (vgl. Abb. 5). Diese Katze wies keine hämatologischen Veränderungen auf, hatte allerdings erhöhte CK und Harnstoffwerte. Der erhöhte Creatinkinase-Wert ist insofern nicht so überraschend gewesen, weil die Schizonten bei der felinen Hepatozoonose offenbar bevorzugt Muskelgewebe für ihre Vermehrung nutzen (Herz, aber auch Zunge, Masseter, Oberschenkel oder Diaphragma). Als Symptome wurden bei einer Katze aus Israel Schwäche, Hypersalivation, Ulzeration der Zungenschleimhaut sowie Lymphadenomegalie beschrieben, die sich auf Doxycyclin-Gaben besserten. Bei der caninen Hepatozoonose (Hepatozoon canis) wird häufig eine Kombination aus Imidocarb und Doxycyclin eingesetzt, eine Eliminierung des Erregers gelingt damit i.d.R nicht. Eine Parasitämie (gilt auch für Hepatozoon canis beim Hund) kann mit Immunschwäche assoziiert sein, die entweder durch eine Ko-Infektionen oder immunsuppressive Medikamenten entstanden ist. Die feline Hepatozoonose war dementsprechend in Studien bei Katzen in Verbindung mit Retrovirus-Infektionen (FIV und FelV) gebracht worden. Danksagung: Der Firma © Merial GmbH, Hallbergmoos gilt ein besonderer Dank für die Zurverfügungstellung der Abbildung 1. Foto: © Merial GmbH, Hallbergmoos |
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