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Verbesserung des sozialen Interaktionsverhalten durch ausgebildete Rehabilitationshunde

Verbesserung des sozialen Interaktionsverhalten durch ausgebildete Rehabilitationshunde

Arbeitsmöglichkeiten mit Therapiehunden

„Wann darf Josy für immer bei uns bleiben?“ – seit langem der erste Satz, der über Felix’ Lippen kommt. Er ist spricht nur selten. Felix ist Autist. Er hat große Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Josy ist ein extra für Felix ausgebildeter Rehabilitationshund. Die schokobraune Labradorhündin soll ihm künftig helfen, sein soziales Interaktionsverhalten zu verbessern und ihm somit zu mehr Akzeptanz und Lebensqualität verhelfen.

Seit vielen Jahren werden Tiere in ganz verschiedenen therapeutischen, pädagogischen und sozialen Arbeitsfeldern eingesetzt. Vorreiter waren hier insbesondere die USA, mittlerweile sind tiergestützte Interventionen aber auch in Österreich, der Schweiz und in Deutschland gängige Praxis und finden immer mehr Akzeptanz. Zweifelsohne haben Tiere eine fördernde, positive und oftmals tatsächlich auch heilende Wirkung auf den Menschen. Trotz offensichtlicher Wirksamkeit gibt es nach wie vor keine Anerkennung durch den gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen. Somit fehlt eine einheitliche Regelung der Kostenübernahme für die tiergestützte Intervention durch die Krankenkassen. Grund hierfür scheinen ­einerseits mangelnde Voraussetzungen wie eine konzeptionelle Fundierung, eine struk­turelle Verankerung des Bereichs und ein überdisziplinäres Grundverständnis zu sein. Zum anderen scheint eine mehr auf Sensation als auf fundierte Information gerichtete Berichterstattung in den Medien, die Bewusstseinsbildung für die Ernsthaftigkeit der Maßnahmen zu erschweren.

Eine Herzensangelegenheit

Der gemeinnützige Verein beschützerinstinkte e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die tiergestützte Therapie für behinderte, chronisch kranke und traumatisierte Kinder zu fördern. Die Organisation, die ihren Sitz in Grünwald bei München hat, kooperiert mit verschiedenen Einrichtungen, die Maßnahmen der Tiergestützten Intervention einsetzen und versucht im konkreten Einzelfall zu helfen. Felix konnte aus Spendengeldern, die der Verein gesammelt hat, der sogenannte Einführungslehrgang mit seiner Hündin Josy finanziert werden. Seine zukünftige Begleiterin wurde vom Verein Rehahunde Deutschland e.V. ausgebildet. Die Kosten für die Ausbildung eines solchen Hundes inklusive der indi­viduellen gemeinsamen Schulung mit seinem Menschen in dessen häuslichen Umfeld belaufen sich auf rund 25.000 Euro. Die wenigsten Familien verfügen über die finanziellen Mittel, diese Kosten selbst zu tragen. Doch auch schon die Kosten für die stundenweise tier­gestützte Therapie durch einen Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Logopäden übersteigen für viele ­Eltern das Budget.


Abb.1: Mutprobe im Klettergarten

beschützerinstinkte e. V. unterstützt der­zeit gezielt Kinder auf dem Risthof im Allgäu und im heilpädagogischen Heim „Die Wiege“ in Odelzhausen. Der Risthof ist ein biologisch geführter Bauernhof und wahres Tierparadies mit Pferden, Hunden, Katzen, Schafen, Ziegen, Hühnern, Kaninchen und Gänsen. Er ist ein inter­disziplinäres Zentrum, in dem erfahrene und hochquali­fizierte Physiotherapeuten, Masseure, Ergotherapeuten und Logopäden ganzheitlich und fachübergreifend zusammen arbeiten. Gerade konnte hier mit Spendengeldern der Aufenthalt des kleinen Simon unterstützt werden. Der Sechsjährige ist ebenfalls Autist. Er lebt in seiner eigenen Welt. Doch über die Tiere auf dem Risthof tritt er immer mehr in Kontakt mit seinen Therapeuten. Er umsorgt die Tiere, füttert Meerschweinchen und Schafe, streichelt Ziegen, Hunde, und sogar Hühner. Immer mehr öffnet er sich und kann seine Wünsche und Gedanken zum Ausdruck bringen. Die Eindrücke, die Simon auf dem Risthof sammeln durfte, wird er mit nach Hause nehmen und sie werden noch lange in ihm nachwirken.

Das Projekt „red:dogs“

Um auch aktiv die tiergestützte Intervention zu fördern, hat beschützerinstinkte e. V. in Kooperation mit dem K9-Suchhundezentrum außerdem ein ganz besonderes Projekt ins Leben gerufen – die „red:dogs“. Diese „roten Hunde“ sind ausgebildet nach einem von K9 entwickelten Ausbildungskonzept, das speziell auf die Arbeit mit kranken, behinderten und traumatisierten Kindern abzielt. Die meisten von ihnen sind „hauptberuflich“ als Such- und Rettungshunde im Einsatz. In ihrem Ehrenamt als „red:dogs“ sind sie neben den Kindern die Hauptakteure bei den von beschützerinstinkte e. V. und K9 veranstalteten Erlebnistagen. Diese finden in Rehabilitations­einrichtungen, an Kliniken und je nach Mobilität und Gesundheitszustand der Kinder auch in der freien Natur, im Wald, am See und sogar im Klettergarten statt. Ziel dieses Projektes im Rahmen der tiergestützten Aktivität und Förderung ist es, die Kinder für eine Zeit aus ihrem Klinikalltag zu holen, sie ihre Krankheit, Behinderung oder das Trauma, das sie erlebt haben, für ein paar unbeschwerte Stunden vergessen zu lassen.

Gemeinsames Training

Im vergangenen Jahr fanden bereits einige Pilotprojekte mit den „red:dogs“ statt – ­unter anderem gemeinsam mit der Kinder-Rheumahilfe München e. V., dem Dr.-­ von-Haunerschen-Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, Kindern der Stiftung „Kindness for Kids“ und dem Zentrum der Kinder-Rehabilitation des Universitätsklinikums Köln (Queen Rania Rehabilitation Center). Bei den Erlebnistagen steht nicht das Thema „Ich bin krank“, sondern das Thema „Wir erleben Abenteuer gemeinsam mit den red:dogs“ im Vordergrund. Bei einer spannenden Personensuche, bei der die Kinder zusammen mit dem Hund ein anderes, verstecktes Kind suchen und finden, werden sowohl Konfliktlösung, als auch Kommunikation geschult. Die Kinder schlüpfen in verschiedene Rollen, sind „Retter“ oder „Vermisster“, sie dürfen einen ausgebildeten Suchhund selbst führen, überwinden mit ihm zusammen Hindernisse, werden abgeseilt und klettern durch dunkle Röhren oder Höhlen, um den vermissten Freund oder die vermisste Freundin zu retten. Die Kinder übernehmen die Verantwortung für ihren Hund und machen dabei die Erfahrung, dass sie viel mehr können, als sie sich selbst oft zutrauen. Im Alltag haben die Kinder häufig mit Einschränkungen, Niederlagen und Hänseleien zu kämpfen.

take home

Im Jahr 2013 möchte der Vereon die Erlebnistage mit den „red:dogs“ weiter etablieren. Firmen und Einzelpersonen haben die Möglichkeit, eine ­Patenschaft für einen solchen Erlebnistag zu übernehmen und damit Kindern eine unbeschwerte Zeit und unvergessliche Eindrücke zu schenken. Ebenso kann man eines der Therapiekinder mit einer Spende gezielt unterstützen oder mit einer nicht zweckgebundenen Einzelspende helfen, die dann dort verwendet wird, wo sie gerade am dringendsten gebraucht wird. Auch eine Fördermitgliedschaft mit einem monatlichen Spenden­betrag unterstützt die Arbeit der Organisation.

Literatur

[1] Vernooij M. & Schneider, S. [2010]: Handbuch der tiergestützten Intervention, Quelle&Meyer, XIII-XIV.
[2] Saumweber, K. [2009]: Tiergestützte Pädagogik in der stationären Jugendhilfe, Norderstedt: Books on Demand .

Foto: © Dr. Romina Pankow

Stichwörter:
tiergeschütze Interventionen, interdisziplinär, Physiotherapeuten, Masseure, Ergotherapeuten, Logopäden, red dogs

HKP 3 / 2013

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 3 / 2013.
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Der Autor:

Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.