Tierärzte & Kliniken
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Dr. Dorothee Nadol-Liedhegener
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Die Kaninchenimpfung bleibt aktuell
Die Kaninchenimpfung bleibt aktuellSchutzschirm für LangohrenBekanntermaßen sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Infektionskrankheiten unserer Haustiere durch eine gute Impfmoral stark zurückgegangen. So empfiehlt auch die Ständige Impfkommission Vet. (StIKo Vet.) grundsätzlich, viele Tiere einer Population zu impfen, das einzelne Tier aber zur Erhaltung einer ausreichenden Immunität so wenig wie eben möglich [1]. Die besondere Situation für die Spezies Kaninchen, die einerseits mit zunehmender Tendenz einzeln oder in Kleingruppen als Heimtiere gehalten werden, andererseits als Nutz- und Ausstellungstiere in großen Beständen leben, soll an dieser Stelle aktuell betrachtet werden. Schutz vor bedeutsamen Infektionskrankheiten
Die viral bedingte Myxomatose hat sich seit 1952 von Frankreich aus schubweise europaweit verbreitet und ist zu einer bodenständigen Seuche geworden [2, 3]. Der wichtigste Übertragungsweg für das Myxomatosevirus ist der über Stechmücken. Auch über unbelebte Vektoren und den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren kann eine Infektion erfolgen. Erste Symptome treten nach 3- bis 10-tägiger Inkubationszeit auf. Danach sind verschiedene Verlaufsformen vom hochakuten Infekt mit Nasenausfluss, Schwellung der Augenlider, Mund, Nase, Ohren und äußeren Geschlechtsorgane über milde Formen bis zur stummen Infektion möglich. Auch atypische Formen mit Störungen der Fruchtbarkeit kommen vor. Viele akut infizierte Tiere sterben nach ein bis zwei Wochen, während stumm infizierte Kaninchen als Erregerreservoir eine Gefahr für den Bestand darstellen [2,3]. Retrospektive Betrachtung des Impfverhaltens in Deutschland
In einer Analyse des eigenen Patientenguts über die Jahre 2007 bis 2011 zeigte sich eine weitestgehend konstante Zahl an durchgeführten RHD-Impfungen pro Jahr [4]. Ähnliche Aussagen findet man im Impfreport 2009, dem eine Analyse der Jahre 2005 bis 2008 zu Grunde liegt: Hier findet man einen Zuwachs von lediglich 1 % über einen Zeitraum von 3 Jahren, was man sicherlich auch mit Konstanz bezeichnen kann [5]. Die gleich bleibend hohe Impfbereitschaft der Kaninchenzüchter und -halter lässt sich einerseits mit einem beständig hohen Infektionsdruck, andererseits mit der vielfach bestehenden Impfpflicht auf Ausstellungen erklären. Beim Vergleich der jüngsten RHD-Meldungen aus den Jahren 2011 und 2012 [6, 7] fällt auf, dass kaum Unterschiede in den Verbreitungsgebieten der Chinaseuche, also auch kein weiterer Rückgang der Erkrankungshäufigkeiten, bestehen. Die Bedeutung der RHD-Schutzimpfung bleibt also aktuell! Die Impfuntersuchung
Die Voraussetzung für das Erreichen einer ausreichenden Immunität nach durchgeführter Schutzimpfung ist – unabhängig von der Spezies – immer die Impfwürdigkeit des Impflings [10]. Somit gilt es sowohl für das einzeln gehaltene Heimtierkaninchen als auch für große Bestände, eine gründliche Impfuntersuchung durchzuführen. Praxistipp
Bauen Sie den halbjährlichen bzw. jährlichen Impftermin Ihrer Heimtierpatienten zu einem feststehenden Ereignis für den Tierhalter aus und bieten Sie ein Rundum-sorglos-Paket: Untersuchung auf Impffähigkeit, regelmäßige Gebisskontrolle, Überprüfung von Fütterung und Haltung zu Prophylaxezwecken einschließlich Beratungsgespräch, Pflege und Kürzen der Krallen. Literatur bei der Autorin Foto: © Dr. Dorothee Nadol-Liedhegener |
HKP 7 / 2012Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor: |
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