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Oberflächliche Pyodermie – erkennen, behandeln, Rückfällen vorbeugen, Resistenzen vermeiden

So wird die Haut vom Hund gesund

Die Pyodermie ist eine der häufigsten Hauterkrankungen des Hundes. Insbesondere die oberflächliche Pyodermie ist meist chronisch rezidivierend und therapeutisch frustrierend, solange die zu Grunde liegende Primärerkrankung unerkannt und unbehandelt bleibt.

Klinisches Bild

Die oberflächliche Pyodermie kommt bei Hunden sehr viel häufiger vor als bei Katzen. Klinisch zeichnet sie sich durch Papeln und Pusteln als primäre Läsion aus (Abb. 1, 2), die sich dann zu epidermale Kollaretten als Sekundärläsionen weiterentwickeln können (Abb. 3). Außerdem gehört die multifokale runde oder mottenfraßartige Alopezie zum typischen Erscheinungsbild einer oberflächlichen Pyodermie (Abb. 4, 5).

Ätiologie

Der häufigste Auslöser ist Staphylokokkus pseudintermedius, der zur physiologischen Flora von Haut und Schleimhäuten des Hundes gehört. Eine klinische Infektion kommt dann zu Stande, wenn es zu einer Störung der Hautbarriere oder anderweitigen immunologischen Veränderungen kommt.

Diagnostik

Selten kommt die oberflächliche Pyodermie primär vor, meist bei jungen, möglicherweise transient immunsupprimierten Hunden. In den allermeisten Fällen tritt sie als Sekundärerkrankung auf. Als mögliche Grunderkrankungen kommen immunmediierte Erkrankungen (z.B. Allergien, Pemphigus foliaceus), Endokrinopathien (z.B. Hyperadrenokortizismus, Hypothyreose), kutane Erkrankungen (z.B. epitheliotropes Lymphom, Ichthyosis) in Betracht [1]. Der langfristige Behandlungserfolg basiert daher sowohl auf der Elimination der bakteriellen Infektion als auch auf der Beseitigung der Primärerkrankung. Daher kann die diagnostische Aufarbeitung einer Pyodermie sehr verschieden sein. Als minimale Datenbasis sollte neben der ausführlichen Anamnese, die einen sehr wichtigen Schritt bei der Suche nach der Grunderkrankung darstellt, eine klinische dermatologische und eine zytologische Untersuchung erfolgen, um die Pyodermie sicher zu diagnostizieren. Zu den zytologischen Kriterien zählen neutrophile Granulozyten, deren Kernprotein durch den Kontakt mit bakteriellem Leukotoxin sowie extra- und intrazelluläre Bakterien (meist kokkenförmig) degeneriert erscheint (Abb. 6).
Der Ausschluss von Parasitosen als Ursache wie Flohbefall, Sarkoptesräude, Cheyletiellose oder Demodikose sollte immer als Erstes erfolgen. Weiterführend kann, wenn es sich um einen Patienten handelt, der seit jungem Alter unter rezidivierenden Pyodermien leidet, die Abklärung allergischer Ursachen oder angeborener Keratinisierungsstörungen anstehen. Bei einem Hund, der mit dieser Erkrankung erst im höheren Alter konfrontiert wird, steht die Suche nach Endokrinopathien oder Neoplasien (z.B. epitheliotropes Lymphom) im Vordergrund.

Therapie der Pyodermie

Häufig werden systemische Antibiosen mit topischen Maßnahmen kombiniert. Die Wahl des Antibiotikums erfolgt in unkomplizierten Fällen empirisch, dies wird aber aufgrund der rapide zunehmenden Prävalenz methicillinresistenter Staphylokokkus pseudintermedius-Stämme immer kritischer hinterfragt [2, 3,4]. Systemische Therapeutika, die sich gut dazu eignen, sind Cefalexin [5 – 12], Cefovecin [13 – 15], Cefadroxil [5, 13, 16], Clindamycin [17 – 19], Ormetoprim-Sulfadimethoxin [20, 21], was mittels zum Teil doppelblind placebokontrollierter Studien nachgewiesen wurde. Auch für Fluororochinolone Marbofloxacin [22 – 24], Ibafloxacin [22, 23], Orbifloxacin [24], Enrofloxacin [25, 26], Pradofloxacin [27] wurde die Effektivität belegt, jedoch liegen hier keine doppelblind placebokontrollierten Studien vor. Als Mittel der ersten Wahl sollten sie zudem nicht eingesetzt werden, da sie aufgrund der Anreicherung in Makrophagen als Reserve für schwere, tiefe Infektionen mit Narbengranulomen sowie Infektionen mit sensiblen Bakterien eingesetzt werden sollten [28]. Trotz langer stabiler Resistenzlage zeigen sich auch hier zunehmend resistente Stämme, sowohl bei Staphylokokken als auch bei anderen Bakterien [29, 30]. Neben der systemischen spielt die topische Therapie eine zentrale Rolle in der Behandlung der oberflächlichen Pyodermie und kann als Monotherapie für milde Fälle ausreichen. Hier liegen für den Wirkstoff Chlorhexidin die meisten klinischen Studien vor, die seine gute Wirksamkeit bei der oberflächlichen Pyodermie belegen [31 – 34]. Der Patient sollte etwa 3- bis 4-mal wöchentlich der Shampoobehandlung unterzogen werden, wobei die Kontaktzeit des Wirkstoffes zur Haut nicht weniger als 10 Minuten betragen sollte. Auch das anschließende gründliche Ausspülen des Shampoos ist essenziell. Die Therapie sollte in jedem Fall bis etwa eine Woche über die klinische Abheilung hinaus erfolgen. Das Absetzen der Medikamente sollte nie der Tierbesitzer allein entscheiden, sondern sollte anhand der klinischen dermatologischen und idealerweise einer zytologischen Kontrolluntersuchung erfolgen. Die minimale Behandlungsdauer beträgt meist drei Wochen, kann sich aber bis zur vollständigen Remission deutlich verlängern.

Literatur bei der Autorin

Foto: © Dr. med. vet. Nina Thom

HKP 3 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 3 / 2012.
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