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Alpakas, Aborte, Arthritis

Chlamydien

Chlamydien sind bei unseren Haus- und Nutztieren weit verbreitet. Erkrankungen durch Chlamydien können bei Nutztieren schwere wirtschaftliche Verluste verursachen. Dies gilt auch für exotische Tierarten. Hannah Lenzko berichtet über diese Infektionen und schaut dabei auch auf Alpakas, die zu den Neuweltkameliden gehören und aufgrund ihres freundlichen Wesens zunehmend in der tiergestützten Therapie eingesetzt werden.

Kurz das Wichtigste zu Chlamydien

Chlamydien sind obligat intrazelluläre, gramnegative Bakterien, die einen einzigartigen biphasischen Entwicklungszyklus durchlaufen. Die extrazellulären infektiösen Elementarkörperchen werden in Wirtszellen aufgenommen und entwickeln sich innerhalb von Vesikeln zu stoffwechselaktiven Retikularkörperchen, die sich vermehren und dann erneut zu Elementarkörperchen redifferenzieren. Durch Zellruptur oder Verschmelzen des Vesikels mit der Zellmembran werden die Elementarkörperchen frei und können weitere Zellen infizieren bzw. mit Se- und Exkreten ausgeschieden werden. Ein Entwicklungszyklus dauert je nach Chlamydienspezies 48 bis 72 Stunden. Chlamydien können intrazellulär in den Zustand der Persistenz übergehen (z.B. durch Penicillingabe) und durch Stress, Trächtigkeit und Immunsuppression reaktiviert werden. Die Übertragung erfolgt meist
aerogen. Schmierinfektionen, orale oder transplazentare Übertragung ist ebenfalls möglich. Taxonomisch wird die Familie Chlamydiaceae in die Gattungen Chlamydia (C.) und Chlamydophila (Cp.) unterteilt, die zusammen 9 Spezies umfassen.

Chlamydien als Zoonoseerreger

Anders als die humanpathogenen Spezies C. trachomatis und Cp. pneumoniae (humanes Biovar) haben die tierischen Chlamydien ein breites Wirtsspektrum und sind daher potenzielle Zoonoseerreger. Erkrankungen durch zoonotische Chlamydien treten vor allem bei Personen mit engem Kontakt zu infizierten Tieren auf (Arbeiter in
Geflügelschlachtungen, Taubenzüchter, Schäfer, Tierärzte). Die wichtigsten zoonotischen Chlamydien sind aviäre Cp. psittaci-Stämme als Erreger der anzeigepflichtigen Psittakose/ meldepflichtigen Ornithose und Cp. Abortus als Erreger des meldepflichtigen enzootischen Abortes bei Schafen, der bei Schwangeren zu Fehlgeburten führen kann. Cp. psittaci- Infektionen (Ornithosen) beim Menschen sind meldepflichtig. Welches Gefährdungspotenzial nicht aviäre Cp. psittaci Stämme, z.B. vom Hund oder Alpaka, für den Menschen besitzen, ist noch unbekannt.

Chlamydien bei Katze und Hund

Cp. felis verursacht vor allem bei jungen Katzen als Teil des Katzenschnupfenkomplexes Konjunktivitis und kann bei Katzen zu chronischer Eileiterentzündung mit Unfruchtbarkeit führen. In äußerst seltenen Fällen kann Cp. felis durch Schmierinfektion auf den Menschen übertragen werden und dort ebenfalls Konjunktivitis verursachen. Die Seroprävalenz beträgt bei frei lebenden Katzen 45 %. Bei ca. 5 % der klinisch unauffälligen Tiere lässt sich der Erreger aus Konjunktival- und Kottupfern anzüchten. Beim Hund gibt es sporadische Fallberichte von Aborten, Keratokonjunktivitiden und respiratorischen sowie neurologischen Symptomen durch Cp. psittaci, die Verbreitung in der Population ist allerdings unbekannt. Vereinzelt wurden auch Cp. Caviae und Cp. felis beim Hund nachgewiesen. Da die Symptome unspezifisch sind und beim Hund Chlamydien seltener als Differenzialdiagnose berücksichtigt werden, werden sicher nicht alle klinischen Fälle entdeckt.

Chlamydien bei Alpakas

Von den Neuweltkameliden sind besonders Alpakas für Chlamydien empfänglich. Infektionen können klinisch inapparent verlaufen oder zu akuten bis chronischen Erkrankungen führen. Über die Verbreitung in der Alpakapopulation in Deutschland ist wenig bekannt. Bei einer Untersuchung von Vaginaltupfern klinisch gesunder Stuten aus 14 Herden wurden keine Chlamydien nachgewiesen. In eigenen Untersuchungen an frisch importierten Alpakas aus Chile fand sich bei 20 % der Tiere Chlamydien- DNA in Vaginal- und Kottupfern. Alle Tiere waren serologisch negativ und klinisch unauffällig.

Symptome und Spezies

Wenn Erkrankungen auftreten, dann meist als endemisches Herdengeschehen. Am häufigsten werden (Kerato-)Konjunktivitis mit Neigung zu chronischer oder rekurrenter Verlaufsform, Aborte, lebensschwache Fohlen und Arthritis bei Fohlen und Jungtieren beschrieben. Im Bestand eines gewerblichen Alpakazüchters mit gehäuft auftretenden Aborten schieden mehrere Stuten Cp. psittaci Genotyp A im Vaginalsekret aus. Es ist aber nicht bekannt, ob dies tatsächlich der Aborterreger war. In älteren Publikationen wurde bei Aborten Chlamydia psittaci nachgewiesen, darunter fallen nach neuer Nomenklatur aber Cp. psittaci, Cp. abortus, Cp. Caviae und Cp. Felis.

Behandlung und Impfung

Im Leipziger Zoo konnten lokale und systemische Antibiotikagaben (Tetrazyklin, Enrofloxacin), Paramunitätsinducer und Vitamine akute Symptome verbessern, hatten aber keine Auswirkungen auf das Herdengeschehen und konnten Rezidive bzw. einen chronischen Verlauf nicht verhindern. Bisher ist es nicht gelungen, Chlamydienisolate aus Neuweltkameliden zu gewinnen, um daraus herdenspezifische Vakzinen
herzustellen. Daher wurden in einigen Herden Chlamydien-Impfstoffe für Schafe umgewidmet, die Wirksamkeit ist aber nicht erwiesen.

Unterbrechung der Infektionsketten

Aufgrund ihrer Fähigkeit, intrazellulär in Persistenz überzugehen, ist es schwierig, Chlamydien durch Antibiotika vollständig zu eliminieren. Die wirksamste Maßnahme, um die Ansteckung weiterer Tiere zu verhindern, ist die räumliche Trennung kranker Tiere vom Rest der Herde. Alle Stuten sollten zum Abfohlen separiert und die Nachgeburten rasch entsorgt werden. Welche Rolle infizierte Hengste bei der Übertragung spielen, ist unbekannt. In eigenen Untersuchungen wurden bei keinem Hengst Chlamydien in Präputialabstrichen nachgewiesen. Im Leipziger Zoo wurde ein infizierter Hengst als Ausgangspunkt für das Herdengeschehen vermutet, eine genitale Übertragung ist aber nicht bewiesen.

Diagnostik

In der Routinediagnostik erfolgt der Erregernachweis mittels Polymerasekettenreaktion (PCR). Die Anzucht in der Zellkultur oder im Hühnerei wird heute nur noch in Speziallaboratorien durchgeführt. Die histochemische Anfärbung eignet sich zum Direktnachweis bei hohen Erregermengen. Zur Speziesdifferenzierung werden molekular biologische Verfahren eingesetzt (DNA-Microarray, Sequenzierung). Geeignete Proben sind je nach klinischem Bild möglichst zellreiche Konjunktival-, Nasen-, Präputial- oder Vaginalabstriche und Kot. Bei Aborten ist der Nachweis in der Plazenta und in fetalen Organen am sichersten. Der Nachweis von Antikörpern zeigt eine Exposition gegenüber Chlamydien an, korreliert aber nicht zwangsläufig mit Immunität. Um ein akutes Geschehen zu erkennen, sollten Serumpaare im Abstand von ca. 3 Wochen gewonnen werden.

hannah.lenzko@fli.bund.de

Foto: Dr. Udo Moog

HKP 6 / 2009

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