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Wandernde Larven

Der Entwicklungszyklus des Spulwurmes beim Hund Von Prof. Dr. Thomas Schnieder

Der wichtigste Vertreter der Spulwürmer beim Hund ist Toxocara canis. Da sich Hunde nicht nur durch die Aufnahme von Infektionsstadien aus der Umwelt, sondern auch bereits intrauterin infizieren können, werden die meisten Welpen bereits infiziert geboren. Zusätzlich wird die Infektion über Beutetiere und über die Muttermilch erworben.

Die Larven wandern für etwa 5 Wochen im infizierten Hund umher, bevor sie sich als geschlechtsreife Würmer im Darm ansiedeln. Sie durchdringen die Darmwand und werden mit dem Blutstrom im Körper verteilt. Dabei gelangen sie zwangsläufig zunächst in die Leber und dann über das Herz in die Lunge. Gelangen sie in kapillare Endstromgebiete, sind die Larven in der Lage, mit Hilfe von proteolytischen Enzymen ins Gewebe einzudringen und umherzuwandern. Auf diese Weise verursachen sie in der Leber erhebliche Organzerstörungen, die sich in einem starken Anstieg der leberspezifischen Enzyme Alanin-Amino-transferase (ALT)und Glutamatdehydrogenase (GLDH) bemerkbar machen.
Die Larven verursachen in allen Geweben eine starke zelluläre Reaktion, die dazu führt, dass die Larven im Gewebe letztlich in Granulomen eingeschlossen werden. In der Lunge verursachen sie starke Zellinfiltrationen und Entzündungsherde. Die starke Aktivierung der zellulären Immunabwehr wird durch eine massive Eosinophilie im Lungengewebe und im Blut deutlich. Besteht noch keine protektive Immunität, dringen die Larven in die Bronchiolen der Lunge ein, werden mit dem Flimmerstrom zum Pharynx befördert, wieder abgeschluckt und entwickeln sich im Darm zu geschlechtsreifen Würmern.
Bei Hunden, die bereits eine Immunität besitzen, und bei ausreichend starkem Antigenstimulus werden die Larven von der Lunge aus mit dem Blutkreislauf im Körper verteilt und gelangen in viele Gewebe. Die größte Zahl an Larven findet sich jedoch in der Skelettmuskulatur. Hier liegen die Larven für mehrere Jahre in Granulomen eingeschlossen. Bei Hündinnen erfolgt im letzten Trächtigkeitsdrittel eine Reaktivierung der ruhenden Larven, die dann auf dem Blutwege in den Uterus und die sich dort entwickelnden Föten gelangen.
Werden Hündinnen während der Trächtigkeit oder während der Säugeperiode infiziert, besiedeln die Larven auch die Milchdrüse und infizieren so mit der Muttermilch die Welpen. Nach einer Infektion des Menschen wandern die Larven in verschiedenen Organen umher, ohne sich zu erwachsenen Würmern zu entwickeln.

Foto:Larve © Bayer Vital GmbH

HKP 3 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 3 / 2009.
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