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Husten bei Hund und Katze

Wer lang hustet, lebt lange – oder wie?

Husten ist ein häufiger Vorstellungsgrund in der Kleintierpraxis und stellt bei der diagnostischen und therapeutischen Aufarbeitung gelegentlich größere Anforderungen an den Patienten, den Patientenbesitzer und den Tierarzt. Meistens ist Husten als Symptom einer relativ banalen Problematik zu deuten und die Selbstheilung lässt das Problem schnell verschwinden. Sind Ausmaß, Dauer und Schweregrad des Hustens für den Tierbesitzer beunruhigend, sollte der Tierarzt aufgesucht werden. Die im Vorbericht erhobenen Angaben zum Husten sind von größter Bedeutung und oft ermöglichen sie eine schnelle Diagnosestellung. Es kann nicht ausreichend betont werden, wie wichtig es ist, präzise Informationen über das Symptombild an den Tierarzt weiterzuleiten.

Definition und Vorbericht

Husten ist ein klinisches Symptom, ein Akt, mit dem versucht wird, die Atemwege von Fremdmaterial zu befreien. Husten kann eine unwillkürliche, aber auch eine willkürliche Reaktion sein. Der Husten wird über komplexe Verbindungen der Hustenrezeptoren, Nervenbahnen, des Hustenzentrums im Hirn, des Kehlkopfdeckels und Atmungsmuskulatur gesteuert und durchgeführt. Der Endeffekt ist eine plötzliche explosionsartige Ausatmung. Man unterscheidet Husten in Bezug auf eine sehr große Zahl unterschiedlicher Merkmale wie z.B. Dauer, Häufigkeit, Intensität, Stärke, feucht/trocken, Zeitpunkt und Umfeld des Auftretens. Es ist von großer Bedeutung, dass diese Merkmale vom Besitzer erkannt werden und bei der Aufnahme des Vorberichts angesprochen werden. Tritt Husten nach Wasser/Futteraufnahme auf, ist ein Problem im Bereich des Rachens oder Kehlkopfs wahrscheinlich. Nächtlicher Husten deutet eher auf ein Lungenproblem – oft im Zusammenhang mit Herzerkrankungen. Raue, laute und trockene Hustentöne führen zum Verdacht, das Problem im Bereich der Luftröhre zu orten. Es ist sinnvoll, eine Videoaufnahme des Hustenakts anzufertigen und diese mit dem Tierarzt zu analysieren. Es ist erstaunlich, wie häufig Missverständnisse vorliegen und Probleme wie Würgen, Niesen oder Rückwärtsniesen seitens Besitzer als Husten interpretiert werden. In Box 1 sind einige Fragen aufgeführt, die hilfreich sein können, um die Ursache des Hustens schneller herauszufinden.

Zu den Ursachen von Husten

Eine große Zahl unterschiedlicher Erkrankungen und Zuständen können zu Husten führen. Festzustellen ist, dass unterschiedliche Ursachen zum Husten bei Hunden und Katzen vorliegen. So zum Beispiel ist beim Hund eine Herzerkrankung doch sehr häufig als Ursache des Hustens festzustellen, bei der Katze kann mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass ein Herzleiden NICHT die Ursache von Husten ist. Herzerkrankungen, die zu Husten führen, sind in der Regel jene Erkrankungen, welche zur Vergrößerung der linken Herzhälfte führen. Der Mechanismus, der zu so einem Herzhusten führt, ist einerseits das Vorliegen der Stauung von Blut in der Lunge und die dadurch hervorgerufene Aktivierung der dortigen Hustenrezeptoren. Anderseits ist oft eine Erweiterung des linken Vorhofs mit konsekutivem Druck auf den linken Stammbronchius als der Auslöser für Husten zu sehen.

Diagnostisches Vorgehen

Nach der Aufnahme des Vorberichts wird eine klinische Untersuchung durchgeführt. Die erhobenen Befunde und Angaben aus dem Vorbericht ergeben eine Problemliste, zu der Differenzialdiagnosen erstellt werden. Möglicherweise kann eine Verdachtsdiagnose ausgesprochen werden. Weitere Untersuchungen werden nun nach Bedarf geplant. Blutuntersuchungen, Kotuntersuchungen (suche nach Parasiten, die in den Atemwegen leben) sowie Röntgenuntersuchungen sind meistens angesagt. Durch Resultate dieser erweiterten Untersuchungen kann die Zahl der Differenzialdiagnosen weiter vermindert werden – oft kann jetzt die Diagnose gestellt werden und ein Therapieplan wird aufgebaut. Bleibt Ungewissheit zur Diagnose, sind komplexe Untersuchungen notwendig. Harnanalyse, mikrobiologische Untersuchungen, Computertomografie, Spiegelung der Atemwege, Ultraschalluntersuchungen und diverse Laboruntersuchungen können hilfreich sein. Selten müssen Gewebsproben durch Biopsien oder Operationen entnommen werden, um das diagnostische Vorgehen zu beenden. Die Suche nach der Diagnose basiert auf einem problemorientierten Vorgehen. Das bedeutet, es werden schrittweise Daten erhoben (Untersuchungen werden geplant und durchgeführt) und man nähert sich so mittels Einschluss- und Ausschlussverfahren der Ursache.
Gelegentlich kann eine Verdachtsdiagnose schnell ausgesprochen werden. Ein typisches Beispiel dafür ist die Kehlkopflähmung. Diese Erkrankung tritt in der Regel bei älteren Hunden mittelgroßer und großer Rassen auf und wird durch ein typisches Atemgeräusch und Stimmveränderung sowie Schweratmigkeit bei Hitze auffällig. Es gibt aber auch weitaus komplexere Fälle, die zur Klärung der Hustenursache deutlich mehr Zeit und Aufwand benötigen. So kann ein genetischer Defekt beim Soft-Coated Wheaten Terrier zu Nierenproblemen führen – diese wiederum zu Gerinnungsstörungen. Durch die Gerinnungsstörung kann es schlussendlich zur Lungenthrombose kommen, was zum massiven Hustenanfall führen kann. Der Werdegang der Diagnose ist hier offensichtlich komplexer als im ersten beschrieben Fall.

Abb.: Seitliches Röntgenbild des Brustkorbs einer 10-jährigen Katze Chronischer Husten liegt als Beschwerde vor. Im Rahmen der Abklärungen wurde ein Röntgenbild gemacht. Ein rundlicher Schatten liegt vor. Weitere Abklärungen sind erforderlich, um das Ausmaß, genaue Lage und Typ der Veränderung festzulegen. Als Differenzialdiagnosen kommen entzündliche und tumoröse Ursachen infrage.

Foto: © Dr. Alan Kovacevic

HKP 6 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 6 / 2012.
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