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Giardien des Hundes

Klinik, Diagnose, Behandlung und Zoonosepotential

Giardiose der Hunde: durch den Einzeller Giardia duodenalis verursachte, weltweit vorkommende Parasitose. Giardia duodenalis lebt im Dünndarm. Leitsymptom der Giardiose ist Durchfall, häufig ist eine Infektion aber frei von klinischen Symptomen. Obwohl Menschen und Hunde meist mit genetisch unterschiedlichen Stämmen infiziert sind, gibt es auch Genotypen, die bei Tieren und bei Menschen gefunden werden, weshalb eine Übertragung des Erregers zwischen Mensch und Hund möglich ist. Das Zoonosepotenzial wird aber als gering eingeschätzt.

Infektion

Die Infektion mit Giardien erfolgt durch die Aufnahme der mit dem Kot ausgeschiedenen und widerstandsfähigen Umweltstadien (Zysten). Diese entwickeln sich im Wirt zu den Vermehrungsstadien (Trophozoiten). Sie leben auf der Schleimhaut im Dünndarm des Wirtes und vermehren sich durch Zweiteilung, wobei sie durch Anheften, Umherwandern und Mediatorenfreisetzung die Funktion der Schleimhaut und die Darmmotilität beeinträchtigen.

Verlauf

Die Giardiose der Hunde verläuft häufig asymptomatisch. Es können leichtes Unwohlsein, aber auch schwere Bauchschmerzen und Krämpfe auf treten. Dünndarmdurchfall ist das am häufigsten beobachtete Symptom. Meist tritt er ohne Fieber auf und ist bei immunkompetenten Tieren selbstlimitierend. Der Kot ist dabei meist weich, wässrig und schleimig. Im Zusammenhang mit der Giardiose wird auch Malabsorption beobachtet.

Diagnose

Eine Diagnose erfolgt normalerweise durch mikroskopischen Nachweis von Zysten im Kot durch Flotation. Bei dieser Untersuchung können gleichzeitig auch andere parasitäre Stadien im Kot nachgewiesen werden. In unsicheren Fällen sollte zusätzlich ein Antigentest durchgeführt werden. Da die Parasiten nicht kontinuierlich ausgeschieden werden, sollte zum sicheren Nachweis eine Sammelkotprobe (3 Tage) untersucht werden. Die PCR ist ein aufwändiges und teures Verfahren und eignet sich vor allem zur Genotypisierung, falls das Zoonoserisiko eingeschätzt werden soll.

Vorkommen

Vor allem junge Hunde erkranken an Giardieninfektionen. In Tierheimen treten Infektionen häufiger auf als bei Tieren, die im Haushalt leben. Zusätzlich zum erhöhten Infektionsdruck wird auch Stress bei Tierheimhunden als Ursache für diese Häufung gesehen. Giardieninfektionen kommen nicht nur bei Hunden, sondern auch bei anderen Haustieren und beim Menschen vor. Die Genotypen C und D gelten als hundespezifisch, allerdings wurden die Genotypen A und B, die für den Menschen infektiös sind, auch bei Hunden gefunden. Daher kann ein Zoonoserisiko für Giardien grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Ob die Haltung von Hunden das Risiko einer Giardieninfektion für die Besitzer erhöht, ist noch nicht abschließend geklärt. Der Nachweis der humanpathogenen Genotypen A und B bei Hunden konnte in Europa nicht durchwegs erbracht werden. Der direkte Kontakt mit den Ausscheidungen infizierter Hunde ist übrigens nicht die einzige Infektionsmöglichkeit. Wegen der leichten Verbreitung von Giardienzysten über Wasser und der langen Überlebensdauer der Parasiten in feuchter Umgebung besteht auch das Risiko einer Infektion über die Aufnahme von parasitenhaltigem Oberflächenwasser.

Ansteckungsgefahr

Generell sind beim Umgang mit infizierten Ausscheidern die Hygienestandards einzuhalten. Dazu gehören vor allem die gründliche Entsorgung des Hundekots und die persönliche Hygiene (Händewaschen nach Tierkontakt, Trennung von Essgesc hirr und Schlafplätzen der Tiere und Menschen). Gesunde Tierbesitzer, die die allgemeinen Hygienestandards einhalten, haben nach dem derzeitigen Kenntnisstand kein hohes Risiko, durch Kontakt mit ihrem Tier an einer Giardiose zu erkranken. Ein erhöhtes Risiko besteht für kleine Kinder (mangelnde Immunitätsbildung, geringe persönliche Hygiene, enger Körperkontakt mit dem Tier) und immunsupprimierte Personen.

Bekämpfung

Da in vielen Fällen eine Elimination des Erregers nicht gelingt, sollte das erste Ziel einer Behandlung darin bestehen, die klinischen Erscheinungen, vor allem den Durchfall, zu kontrollieren. Tiere, die mit Giardien befallen sind, aber keine Symptome zeigen, brauchen normalerweise nicht behandelt zu werden. Im Einzelfall ist das Infektionsrisiko der im Haushalt lebenden Menschen und anderer Tiere in Betracht zu ziehen. Fenbendazol ist das Mittel der Wahl. Metronidazol stellt eine Alternative dar, vor allem bei Sekundärinfektionen mit Clostridien. Die Kontrolle der Diarrhö ist das primäre Behandlungsziel. Auf eine ausreichend lange Behandlungsdauer ist zu achten. Da sich meist keine ausreichende Immunität ausbildet, kann jederzeit eine erneute Infektion erfolgen.
*Hygienemaßnahmen*

Mitentscheidend für die erfolgreiche Bekämpfung sind begleitende Hygienemaßnahmen: Trockenheit und Hitze töten die Zysten ab. Trink- und Fressnäpfe sollten daher täglich mit heißem Wasser ausgewaschen und danach gut getrocknet werden. Alle waschbaren Textilien, mit denen ein infizierter Hund Kontakt hatte, sollten bei mindestens 60 °C gewaschen und Böden mit heißem Wasser gewischt werden. Polstermöbel und Teppiche können mit einem Dampfdruckgerät behandelt werden, allerdings ist hierbei darauf zu achten, dass der Dampf auch tatsächlich eine Temperatur von > 60 °C erreicht. Ansonsten würde die vermehrte Befeuchtung durch den Wasserdampf eher einen förderlichen Effekt für die Erreger haben. Vor allem langhaarige Hunde sollten nach Ende der medikamentösen Behandlung shampooniert werden.

Literatur bei den Autorinnen

Foto: © Prof. Dr. Anja Joachim

HKP 5 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 5 / 2012.
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