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Tückischer Klimawandel

Ektoparasiten auf dem Vormarsch

Vermehrt werden in den Tierarztpraxen bisher bei unsweniger verbreitete, durch Ektoparasiten übertragene Krankheiten wie Babesiose, Anaplasmose, Ehrlichiose, Leishmaniose, Dirofilariose und Hepatozoonose diagnostiziert, die ursprünglich bei uns nur als so genannte „Reisekrankheiten“ bekannt waren. Mittlerweile sind aber mit steigender Tendenz einige Vektoren und Erreger dieser Krankheiten in vielen Gebieten Deutschlands autochthon. Thomas F. Voigt zeigt im ersten Teil des Beitrags, dass das Klima, wie auch das Umweltbundesamt meldet, für die Begünstigung von Ektoparasiten und für die Verbreitung der daraus resultierenden Krankheitserregern mit verantwortlich ist.

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Klimawandel bedingt Veränderungen im Bereich der Ektoparasitologie

Zunächst haben die milden Winter der letzten Jahre für höhere Populationsdichten bei unseren heimischen Ektoparasiten gesorgt. Zudem führen längere Wärmeperioden zu längeren Aktivitätsphasen, was wiederum ein erhöhtes Vermehrungspotenzial bedingt. Des Weiteren konnten sich in den letzten Jahren verschiedene bei uns nicht beheimatete Ektoparasiten sowie diverse dadurch übertragene Infektionen in den klimatisch gemäßigten Regionen Mitteleuropas inklusiv Deutschland etablieren. Die Anpassung einzelner dieser Arten trägt zudem dafür Sorge, dass sich bei den aus südlichen Regionen stammenden Ektoparasiten kältetolerantere Stämme entwickeln, die mit unserem Klima dann besser auskommen. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Systematik der veterinärmedizinisch relevanten Arthropoden und ihre generelle Bedeutung als Vektoren. Die nachfolgenden Ausführungen werden sich auf Zecken, Mücken und Flöhe bei Hunden und Katzen beschränken. Nun darf die Zunahme von Ektoparasiten und Parasitosen nicht ausschließlich nur dem Klimawandel angelastet werden. Weitere Ursachen für die Verbreitung von Vektoren und Infektionen sind der intensive Reiseverkehr, der internationale Handel, Tierimporte, Nutzungsänderungen von Brut- und Rastgebieten von Reservoirtieren sowie ihre Ausbreitung in bisher von ihnen nicht besetzten Regionen und Nischen, wobei sich der Klimawandel aber auch bei diesen Ursachen indirekt begünstigend auswirkt.

Zecken

Weitaus mehr als nur Ixodes ricinus und Borreliose

Weltweit sind rund 1000 Zeckenarten bekannt, deren eigene Entwicklung ohne das Blut von Warmblütern nicht möglich ist. Tabelle 2 bietet eine Übersicht zu den aus human- und veterinärmedizinischer Sicht wichtigsten Arten in Europa, von denen einige Arten seit jüngster Vergangenheit vermehrt auch in Deutschland auftreten. Neben dem zahlenmäßig gestiegenen Auftreten von Ixodes ricinus (Abb. 1) wurde in Deutschland ein vermehrtes Auftreten von Dermacentor marginatus (Schafzecke) und Dermacentor reticulatus beobachtet. Nach Recherchen der Freien Universität Berlin hat sich Dermacentor reticulatus in den letzten Jahren in Bayern, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg stark vermehrt und ausgebreitet. Argas reflexus (Taubenzecke) ist in Südeuropa beheimat und wurde wahrscheinlich mit Zugvögeln nach Nord- und Mitteleuropa verschleppt. In Deutschland kann sie aufgrund ihres hohen Temperaturbedürfnisses nur in Gebäuden oder warmen Stallungen über leben. Im urbanen Bereich ist sie häufig im Umfeld von verwilderten Haustauben, aber auch bei Schwalben, Schleiereulen, Dohlen und Sperlingen zu finden. Ebenso in Süd europa beheimatet ist Rhipicephalus sanguineus (Braune Hundzecke) und hat sich vornehmlich mit Hunden nach Mittel- und Nordeuropa ausgebreitet. Als wärmeliebende, monotrope Zeckenart kann sie in unseren Breitengraden nur in Gebäuden (klimatisierte Hundezwinger, Tierheimen, -kliniken oder Wohnungen) auftreten. In derart geschützten Habitaten ist sie dann ganzjährig aktiv. Tabelle 2 bietet einen Überblick zum Krankheitspotenzial von Zecken.

Mücken

Neben Zecken mit die bedeutendsten Vektoren in der Veterinärmedizin

Parasitologisch relevant sind in unseren Breiten vier Familien: Culicidae (Stechmücken), Phlebotomidae (Sand mücken; Abb. 3), Simuliidae (Kriebelmücken) und Ceratopogonidae (Gnitzen; Abb. 3), deren Vektor- und Krankheitspotenzial in Tabelle 3 dargestellt ist. Dass ein Klimawandel auch Veränderungen in der geografischen Verbreitung von Ektoparasiten bedingt, war 1999 noch eine Theorie. Keine 10 Jahre später – im Jahre 2008 – hat sich diese Theorie bestätigt, denn erstmals sind Sandmücken in Nord- und Mitteleuropa u.a. auch in Deutschland aufgetreten. Die Tigermücke (Aedes albopictus), ein weiterer „Neuankömmling“, wurde 1894 erstmals in Kalkutta beschrieben und ist 2005 mit ersten Exemplaren in Italien, Spanien, Albanien sowie Süd- und Ostfrankreich aufgetreten. Laborstudien und Felduntersuchungen haben ferner gezeigt, dass auch Aedes albopictus ein natürlicher Vektor von Dirifilaria immitis ist. Die aus Japan, Korea und China stammende Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) war 1998 nach Nordamerika und Kanada eingeschleppt worden, 2000 erstmals in Frankreich aufgetreten und wurde 2009 in der Schweiz und Deutschland gefunden. Damit war der Nachweis der Vermehrung und Ausbreitung einer invasiven Mückenart in Zentraleuropa erbracht. Sicher ist bereits heute, dass mittelfristig der Vormarsch dieser und anderer Ektoparasiten aus den wärmeren Regionen nordwärts parallel mit zunehmend wärmeren Temperaturen einhergehen wird.

Flöhe

Auch diese Insekten reagieren auf veränderte klimatische Bedingungen

Zunächst war es nur eine Vermutung, dass nämlich Flöhe, allen voran der Katzenfloh (Ctenocephalides felis; Abb. 4), auch in den Wintermonaten auftreten können. Mehrere Studien dienten dazu, das ungewöhnliche Auftreten von Flöhen in den Wintermonaten zu untersuchen. So wurden z.B. in drei unabhängig voneinander in bundesdeutschen Kleintierpraxen durchgeführten Studien diesen Flohbelastungen auf den Grund gegangen. Es konnte gezeigt werden, dass Flöhe und hier vornehmlich Ctenocephalis felis auch im Winter auftreten und primär Katzen betroffen sind.

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Lesen Sie in der nächsten Ausgabe Teil II: Die Prophylaxe – eine conditio sine qua non!

HKP 2 / 2011

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 2 / 2011.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
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Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.