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Pferdeweiden

Düngen, wenn der Wurm drin ist!

Für einen Großteil des Jahres stellt die Weide für viele Pferde die wichtigste Nahrungsquelle dar. Durch das Grasen decken sie nicht nur ihren Energie- und Eiweißbedarf, sondern nehmen auch alle wichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente auf. Dr. Hans-Jürgen Klasse führt aus, warum eine ausgewogene Düngung auf Pferdeweiden besonders wichtig ist.

Stickstoffdünger mit Nebenwirkung gegen Wurmlarven

Um den Bedarf der Weide an den Mineralstoffen Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalk zu ermitteln, schickt man am besten alle drei bis vier Jahre eine Bodenprobe zur Untersuchung ein, beispielsweise zur Lufa Münster (http://www.landwirtschaftskammer.de/lufa/analysen/boden pferdeweiden.htm). Mit dem Analysenergebnis erhält man eine individuelle Empfehlung zur Düngung der entsprechenden Pferdeweide. Die Düngung mit Stickstoff wird hingegen nach Erfahrungswerten bemessen. Für Pferdeweiden hat sich dabei das Düngemittel Kalkstickstoff „Perlka“ als besonders geeignet erwiesen. Sein Stickstoff wirkt langsam und besonders gleichmäßig. Dadurch fördert er vor allem die blattreichen Untergräser, was einer dichten und strapazierfähigen Grasnarbe dient. Gleichzeitig vermeidet er die Anreicherung von Nitrat im Gras. Sein hoher Gehalt an reaktivem Kalk führt zu einer Flockung der Tonminerale in den obersten Zentimetern des Bodens. Dadurch verschlämmt und verschmiert der Boden nicht so leicht. Regenwasser dringt rascher ein und der Boden trocknet nach Niederschlägen schneller wieder ab, was die Überlebensdauer der Parasitenlarven einschränkt.
Zusätzlich ist Kalkstickstoff in den ersten Tagen nach dem Ausstreuen durch kurzfristig auftretende Umsetzungsprodukte unverträglich für keimende, noch flach wurzelnde Unkräuter. So werden auch die Sämlinge des giftigen Jakobskreuzkrautes ausgeschaltet. Selbst einjährige Pflanzen von Kreuzkraut und Löwenzahn im Rosettenstadium werden durch eine Kalkstickstoffdüngung noch dezimiert, wenn die Düngerkörnchen in das Herz der Pflanze rollen und dort den Vegetationskegel schädigen.
Schon seit Jahrzehnten wird Kalkstickstoff auf Pferdeweiden vor allem wegen seiner Nebenwirkung gegen Weideparasiten genutzt. Er vernichtet während seiner wenige Tage dauernden Reaktionsphase auf der Bodenoberfläche die Larven verschiedener Eingeweideparasiten, die auf Weiden immer präsent sind und selbst strenge Winter unbeschadet überstehen. Das parasitologische Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen hat erst vor wenigen Jahren erneut die Wirksamkeit von Kalkstickstoff gegenüber den Larven der Strongyliden (Palisadenwürmer) bestätigt.

Die richtige Menge zur rechten Zeit

Um diese Sonderwirkung gegen Parasiten zu erzielen, ist eine Gabe von 300 bis 400 Kilogramm Kalkstickstoff je Hektar notwendig. Der beste Zeitpunkt dafür ist im zeitigen Frühjahr, etwa zur Zeit der Forsythienblüte. Dann erwachen auch die Parasitenlarven zu neuer Aktivität und sind gegenüber der Wirkung des Kalkstickstoffs besonders empfindlich. Nach einer Wartezeit von 14 Tagen können die Pferde wieder auf die Weide gelassen werden, selbst wenn am Boden noch Reste der Düngerkörnchen sichtbar sind. Hierbei handelt es sich lediglich um das schwer lösliche „Kalk-Kohlenstoff-Gerüst“ der Granulate. Der Stickstoff hat sich zu dieser Zeit unter dem Einfluss der Umgebungsfeuchtigkeit schon zu unbedenklichen Verbindungen umgesetzt. Weidehygiene mit Kalkstickstoff ist allerdings kein Ersatz, sondern die sinnvolle Ergänzung der medikamentösen Entwurmung!

hans-juergen.klasse@alzchem.com

HKP 1 / 2011

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 1 / 2011.
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