Tierärzte & Kliniken
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Dr. Stefanie Heidbrink
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Schon wieder Eisbergsalat!
Schon wieder Eisbergsalat!Ernährungsbedingte Krankheiten gehören bei herbivoren Reptilien zu den häufigsten Vorstellungsgründen beim Tierarzt. Dr. Stefanie Heidbrink zeigt, dass eine ausführliche Beratung für einen dauerhaften Therapieerfolg ebenso wichtig ist wie die Behandlung selbst.
Da die Tiere oft monate- oder sogar jahrelang falsch ernährt werden, bis die Erkrankung für den Laienhalter sichtbar zu Tage tritt, ist die Einsicht des Besitzers häufig nur gering. Die Hauptprobleme falscher Ernährung sind der zu hohe Eiweißanteil und der geringe Vitamin- und Mineralstoffgehalt, sodass manche Tiere gleichzeitig verfettet und mangelernährt sind. Das proteinreiche Bartagame Futter führt zu einem schnellen Wachstum des Skelettes, wegen des fehlenden Kalziums wird aber ein weicher, schwacher Knochen gebildet, der sich auf Dauer entweder verbiegt oder als Reaktion des Körpers verdickt, um an Stabilität zu gewinnen. Solche Auftreibungen wurden früher irrtümlich für Anzeichen einer Vitamin D-Überdosierung gehalten oder auch als Knochentumor fehldiagnostiziert. Kotuntersuchung Bei mangelndem Appetit sowie routinemäßig vor der Winterruhe lohnt sich die Untersuchung einer Kotprobe. Hierbei sollte immer eine frische Probe erbeten und ein Nativausstrich gemacht werden. Nur so lassen sich Hexamiten oder Hefen nachweisen. Zusätzlich wird eine Flotation angesetzt, um Wurmeier und Coccidien zu suchen. Die am häufigsten gefundenen Wurmeier sind Oxyuren. Entwurmt wird mit: - Panacur® 10 % 0,5 ml/kg KG zweimal im Abstand von 10 – 14 Tagen. - Molevac® 0,5 – 1 ml/kg KG zweimal im Abstand von 10 – 14 Tagen. Achtung, färbt den Kot rot! - Welpan® 1 ml/kg KG zweimal im Abstand von 10 – 14 Tagen. - Coccidien werden mit Baycox® (5 % 0,4 ml/ kg KG zweimal im Abstand von 10 – 14 Tagen. 2,5 %ig ist zur oralen Gabe ungeeignet, weil es die Maulschleimhäute verätzt) behandelt und Hefen mit Nystatingaben. Gegen Flagellaten wird Metronidazol gegeben. Das Terrarium muss gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Ideal sind dafür Dampfreiniger, weil sie ohne chemische Stoffe arbeiten. Kohlenhydratreiches Futter wie Getreide oder Obst fördert die Entstehung von Hefen und sollte deshalb vermieden werden. Liegt ein Befall mit Hefen vor, ist ohne Futterumstellung kein Therapieerfolg zu erzielen. Compliance des Besitzers Damit die Tiere solche Probleme nicht entwickeln, brauchen sie eine abwechslungsreiche und sorgfältig zusammengesetzte Ration. Dazu müssen die Besitzer motiviert werden, sich mit den verschiedenen Futterpflanzen auseinanderzusetzen. Wer im ländlichen Raum wohnt, kann dazu ermutigt werden, Futterpflanzen zu sammeln. Neben einer gewissen Bequemlichkeit ist es vor allem die Angst, etwas Giftiges zu verfüttern, was die Besitzer davon abhält, Wildkräuter zu suchen. Sind die Besitzer unsicher, was ihre botanischen Kenntnisseangeht, so ist ein gutes Bestimmungsbuch wichtig.
In Stadtgebieten ist es schwer, Futterpflanzen zu finden, die nicht durch Straßenverkehr oder Hunde vorbelastet sind. Hier sollten vor allem Pflanzen empfohlen werden, die im Handel erhältlich sind: Basilikum, Koriander, Zitronenmelisse, Petersilie, Kresse, Majoran, Thymian, Bohnenkraut, Kriechendes Schönpolster (Golliwog), Gänsekressen, Nachtkerzen, Malven, Glockenblumen, Tausendschön, Fette Henne, Frauenmantel, Hibiskus, Kapuzinerkresse, Margerite, Ringelblumen, Sonnenblumen, Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht. |
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