Tierärzte & Kliniken
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Prof. Dr. Katrin Hartmann
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Aktuelle Fragen bei der Impfung der Katze – Teil 2
Aktuelle Fragen bei der Impfung der Katze – Teil 2Probleme an der BasisEmpfehlungen zur Impfung von Katzen sind notwendig, jedoch nicht frei von Konsequenzen. Obwohl ein Impfschutz gegen die Erreger der Core-Komponenten zu jeder Zeit bestehen sollte, haben Untersuchungen ergeben, dass das „FelineInjection Site Sarcoma“ (FISS) mit der Häufigkeit der Impfungen sowie bestimmten Impfpräparaten zunimmt. Im zweiten Teil des Artikels werden Hintergrunduntersuchungen sowie mögliche Alternativen zu adjuvanshaltigen Impfstoffen vorgestellt. Eine Studie befasste sich mit potenziellen Risikofaktoren bei der Verabreichung von Vakzinen. Während die Größe der Nadel und der Injektionsspritze, die Injektionsgeschwindigkeit und die Tatsache, ob manueller Druck nach der Injektion ausgeübt wurde oder nicht, keine Rolle spielten, machte die Temperatur der Vakzine einen signifikanten Unterschied. Kalte Impfstoffe (direkt aus dem Kühlschrank) führen mit größerer Wahrscheinlichkeit zur FISS-Entstehung als Impfstoffe bei Raumtemperatur. Des Weiteren war das Risiko höher, wenn Multi-Dosis-Vakzinen (10 Dosen in einer Flasche; in Deutschland nicht für Katzen verfügbar) angewandt wurden. Richtige Wahl treffen Bei der Auswahl der Impfstoffe sollten möglichst solche verwendet werden, die wenige Entzündungsreaktionen verursachen. Wenn möglich sollten also Vakzinen verwendet werden, die kein Adjuvans enthalten. Das heißt: In der Regel sollten Lebendimpfstoffe gegenüber inaktivierten Impfstoffen bevorzugt werden. Sollte kein attenuierter Impfstoff verfügbar sein wie für FeLV oder Tollwut, sollten adjuvansfreie rekombinante Impfstoffe (zum Beispiel Canaripox-Vektor- Vakzinen) verwendet werden. Diese verursachen nachweislich weniger Entzündungen an der Injektionsstelle. Dies bestätigte eine Studie, die die Entzündungsreaktion im subkutanen Gewebe nach Gabe von verschiedenen Impfstoffen untersuchte. Drei Gruppen mit je 15 Katzen wurden mit einem von drei Impfstoffen geimpft; eine Gruppe erhielt rekombinante FeLV-Canaripox-Vektor- Vakzine ohne Adjuvans, eine Gruppe eine FeLV-Vakzine mit einem auf Fett basierenden Adjuvans und eine Gruppe eine FeLV-Vakzine mit dem aluminiumhaltigen Adjuvans. An den untersuchten Tagen 7, 21 und 62 nach der Impfung waren signifikant weniger Entzündungsreaktionen nach Applikation der rekombinanten Canaripox- Vektor-Vakzine ohne Adjuvans vorhanden als in den beiden anderen Gruppen. Bei den beiden adjuvanshaltigen Vakzinen waren selbst 62 Tage nach Impfung noch deutliche Entzündungszeichen und Restmaterial des Adjuvans in Makrophagen nachweisbar. In einer kürzlich publizierten Studie über den Zusammenhang zwischen Impfstoffart und Entstehung von FISS wurde darüber hinaus nachgewiesen, dass inaktivierte adjuvanshaltige Vakzinen signifikant häufiger mit der Entstehung von FISS in Verbindung gebracht werden als andere Vakzinen. Letztendlich sollten Katzen nicht mehr als nötig geimpft werden, um die Entstehung von FISS zu vermeiden. Dies bedeutet, dass man lange Impfintervalle bei adulten Tieren einhalten, Impfstoffe (insbesondere Tollwutvakzinen), die für eine drei- oder sogar vierjährige Nachimpfungen zugelassen sind, bevorzugen, reinen Wohnungskatzen keine FeLVoder Tollwutimpfungen verabreichen und immune Katzen nicht impfen sollte (zum Beispiel, wenn sie Antikörper haben). Dies zeigt, wie wichtig ein individuelles Impfschema ist.
Katze nach Fibrosarkom OP
Wirksamkeit der Panleukopenie-Impfstoffe Die Impfung gegen die Parvovirose bei der Katze (und dem Hund) gilt gemeinhin als verlässlich und sicher. Attenuierte Lebendvakzinen, über viele Zellkulturpassagen attenuiert, werden seit Jahrzehnten angewendet und haben diese Infektionskrankheiten beherrscht. Daher werden Seuchenzüge seit der Einführung der Impfung in geimpften Populationen nicht mehr beobachtet. Einzelne Krankheitsfälle in geimpften Katzen, oft fälschlicherweise als „Impfdurchbrüche“ bezeichnet, wurden dagegen regelmäßig beobachtet und in jungen Katzen meist durch persistierende maternale Antikörper erklärt. Eine im letzten Jahr online publizierte Studie [1] – initiiert vom Paul-Ehrlich-Institut, der nationalen Zulassungsbehörde für Tierimpfstoffe, und als Gemeinschaftsprojekt durchgeführt vom Paul-Ehrlich-Institut, dem Institut für Virologie der JustusLiebigUniversität Gießen und dem Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig – erbrachte jedoch ein überraschendes und ernüchterndes Ergebnis. Etwa ein Drittel aller regelmäßig geimpften Katzenwelpen, die nach dem empfohlenen Schema (Impfung im Alter von 8 Lebenswochen, 12 Lebenswochen und 16 Lebenswochen) geimpft wurden, hatten keine Antikörper. Die Ursache hierfür ist zum Teil in der Persistenz maternaler Antikörper zu finden, die in dieser Studie teilweise sogar über 16 Wochen hinaus nachweisbar waren. Aber auch einige Katzen, die nur geringe oder gar keine maternalen Antikörper hatten, bildeten keine eigenen Antikörper nach der Impfung. Obwohl die Studie nicht darauf ausgelegt war, Impfstoffe in ihrer Wirksamkeit mit einander zu vergleichen, da zum Beispiel ein gesamter Wurf immer nur mit einem Impfstoff geimpft wurde, kann aufgrund der vorliegenden Daten eine unterschiedliche Wirksamkeit verschiedener Impfstoffe nicht ausgeschlossen werden. Diese Befunde müssen durch sich anschließende Studien geprüft werden. So ist es dringend notwendig, einen Überblick zu bekommen, wie viele der Katzen nach einer Grundimmunisierung (Katzen im zweiten Lebensjahr) tatsächlich ohne Antikörperschutz sind. take home Impfstoffhersteller sind in der Pflicht, die Wirksamkeit ihrer Impfstoffe im Feld nachzuweisen. In jedem Fall ist es in Problembeständen angeraten, den Erfolg einer Impfung durch eine Antikörperbestimmung zu überprüfen.Die Impfempfehlungen haben weiter Bestand – eventuell könnte die letzte Impfung der Grundimmunisierung, die nach den momentanen Impfempfehlungen zwölf Monate nach den ersten drei Impfungen (siehe oben) also etwa im Alter von 15 Monaten erfolgen sollte, in das erste Lebensjahr, etwa in den neunten Lebensmonat vorgezogen werden. Zu diesem Zeitpunkt sollten alle Welpen frei von interferierenden maternalen Antikörpern sein.
Literaturangabe:
Bilder: © istockphoto.com| mtr |
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