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HKP-4-2012 > Work and Life Balance

Work and Life Balance

Unterbezahlt, dauerarbeitend und kinderlos. Das ist das Horrorszenario angestellter Tierärztinnen und Tierärzte in der Praxis. Doch so muss es nicht sein. Es gibt viele Stellschrauben, um eine höhere Zufriedenheit zu erlangen.

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2011 schätzen fast 90 % der Tierärztinnen und 32 % der Tierärzte ihre Berufschancen mit Kindern schlechter ein. Knapp 60 % der Frauen und 34 % der Männer werden durch den Beruf Tierarzt sogar in ihrem Kinderwunsch beeinflusst. Des Weiteren arbeiten 72 % der Vollzeitbeschäftigten über 50 Stunden pro Woche (38 % über 60 Stunden), bei den Halbtagsbeschäftigten arbeiten 71 % über 30 Stunden pro Woche (27 % sogar über 50 Stunden). 73 % der Vollzeitbeschäftigten verdienen weniger als 2500 €. Dass angestellte Tierärzte als Folge oft unzufrieden sind, ist somit nicht verwunderlich. 42 % aller Tierärztinnen und Tierärzte (nicht nur die Angestellten) haben gegenüber der Normalpopulation eine erhöhte berufliche Belastung. Einflussfaktoren sind hier Arbeitszeit, Verlust an Arbeitsfreude, Unverträglichkeit von Familie und Beruf sowie Unzufriedenheit mit der Arbeitsvergütung. Offensichtlich scheint, dass es nicht das Ziel sein darf, immer am Limit zu arbeiten. Darunter leiden die Qualität der Arbeit, die Freude am Beruf und die Gesundheit. Darüber hinaus steigt die Anzahl praktizierender weiblicher Tierärzte stetig an, während der Männeranteil fällt (Abb. 1). Auch dieser Situation müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Rechnung tragen und sich anpassen.

Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie

Es gibt verschiedene Stellschrauben, die eine wichtige Rolle spielen, um eine Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie zu gewährleisten und somit die Zufriedenheit des Einzelnen zu steigern. Hierbei spielt vor allem die Arbeitszeit eine wichtige Rolle. Als Tierarzt ist sie durch Notfälle generell schlecht planbar, dennoch ist eine gewisse Regelmäßigkeit notwendig, um ein funktionierendes Privat- und Familienleben zu ermöglichen. Dazu gehören eine langfristige Dienstplanung (inklusive Wochenenden, Feiertage und Nachtdienste) und die Flexibilität des Arbeitgebers, zum Beispiel Teilzeitstellen anzubieten. Im Fall der Tierklinik Panitzsch wird mit einem Schichtsystem gearbeitet, wodurch zu jedem Zeitpunkt ein Tierarzt verfügbar ist, was zum großen Teil planbare Arbeitszeiten nach sich zieht und die Überstundenzahl deutlich reduziert. Auch das Arbeitsumfeld spielt eine wichtige Rolle. Schaffung eines guten Arbeitsklimas durch faire Behandlung und Anerkennung der Mitarbeiter fördert Leistungsbereitschaft und -vermögen. Vor allem bei Anfangsassistenten kann der Druck durch die Bereitschaft zu lehren und durch einen erfahrenen Kollegen im Hintergrund der mit Rat und Tat zur Seite steht deutlich reduziert werden. Fehler geschehen seltener und die Entwicklung schreitet schneller voran, was jedem Arbeitgeber ein Anliegen sein sollte. Ebenso wichtig wie die Unterstützung vor Ort ist die Förderung von Fort- und Weiterbildung. Sie trägt dazu bei, die Qualität der Behandlung stetig zu steigern und qualifiziertes Personal zu fordern, zu fördern und langfristig an das Unternehmen zu binden. Interne Auswertung der von einzelnen Personen besuchten Fortbildungen im Team, interne Hospitationen und Fallbesprechungen sind weitere Möglichkeiten, um Wissen weiter zu geben. Die Teilnahme an Weiterbildungen ist meist sehr kostenintensiv, sodass eine Beteiligung des Arbeitgebers (als weiterer Nutznießer des Erlernten) an den Kosten wünschenswert wäre, insbesondere vor dem Hintergrund der häufig unangemessen niedrigen Bezahlung von Assistenten. Mögliche Aufbesserungen des Gehaltes sind durch Umlegung von Notdienstzuschlägen oder Umsatzbeteiligung vorstellbar. Alle erwähnten Punkte bedürfen einer Absprache. Hierbei ist zu bedenken, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht auf verschiedenen Seiten stehen müssen. Letztlich können eine klare Kommunikation und die Darlegung der Vorstellungen beider Seiten zum Erfolg führen.

Literatur bei der Autorin.

Foto: © Meike Stamm

HKP 4 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 4 / 2012.
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Der Autor:

Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.