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Flohbekämpfung 2014

Resistent? Abgehärtet? Lästig!

Eine der häufigsten Ursachen für Hautprobleme bei Haustieren sind Flöhe. Ungefähr 2.500 verschiedene Floharten sind bisher beschrieben worden, von denen ca. 15 Arten bei unseren Haustieren angetroffen werden. Die weltweit bei Hund und Katze mit Abstand am häufigsten vorkommende Flohart ist der Katzenfloh (Ctenocephalides felis).

Als Hauptansteckungsquelle für Haustiere werden die in der Umgebung lebenden Wildtiere verdächtigt. Es dürfte jedoch häufiger der Fall sein, dass Haustiere urbane Wildtiere anstecken, die dadurch als Reservoir dienen. Bisher wurde diesem Aspekt in Bezug auf die erfolgreiche Bekämpfung von Parasiten viel zu wenig Beachtung geschenkt. Laboruntersuchungen konnten bisher Resistenzen gegen zahlreiche Antiparasitika nachweisen, doch ob sich diese Erkenntnisse auch auf die Behandlung eines Flohbefalls in der Praxis übertragen lassen, ist noch nicht vollständig geklärt.

Eine Übersicht über die aktuelle Resistenzlage bei Flöhen und Zecken stellten Dryden und Coles 2013 zusammen („insecticide/acaricide resistance in fleas and ticks infesting dogs and cats“). Alternative Behandlungsmethoden wurden ebenfalls untersucht. Studien an Nematoden zeigten zwar eine Wirksamkeit gegen Flöhe, von einer praktischen Anwendung ist dies wie auch eine mögliche Impfung leider noch weit entfernt.

Allgemeine Empfehlung zur Behandlung von Flöhen

// Aufklärung aller an der Bekämpfung des Flohbefalls beteiligten Personen über die Biologie und den ­Entwicklungszyklus von Flöhen.

// Umgebungsbehandlung.

// Flohbehandlung aller im Haushalt lebenden Tiere mit einem adultiziden, larviziden und oviziden Medikament mit guter Resistenzlage über mindestens drei Monate.

// Einschränkung einer falschen Erwartungshaltung vonseiten der Besitzer.
Bei starkem Flohbefall wird man im Haushalt auch noch nach zwei
Monaten lebende Flöhe finden.

Übersicht der zurzeit erhältlichen Antiparasitika gegen Flöhe

(Unterscheidung nach Wirkstoffgruppen)

Einzelwirkstoffe

// Pyretroide (z.B. Permethrin; Flumetrin, Cyfluthrin, Sumithrin)

// Applikationsform: Spot on, Puder, Shampoo: Wirken gegen Flöhe und Zecken und sind zur Prophylaxe gegen Stechmücken geeignet. Die meisten Präparate (z.B. Permethrine) sind nur für den Hund zugelassen. Sie führen durch versehentliche Anwendung bei Katzen oder oraler Aufnahme von behandelten Hunden bis hin zu ­tödlichen Intoxikationen.

// Wirkungsdauer: vier Wochen.

// Einzige Ausnahme: Permethrin-Puder Hund, Katze.

// Phenylpyrazole

// Wirkungsmechanismus beruht auf eine Interaktion mit GABA-kontrollierten Chloridkanälen.

1.Fiprole (z.B. Fipronil)

// Applikationsform: Spot on oder Spray (Hund, Katze, cave nicht bei
Kaninchen).

// Wirken gegen Flöhe und Zecken, zur Behandlung von Herbstgrasmilben geeignet. Wirkungsdauer: vier Wochen.

2.Pyriprol

// Applikationsform: Spot on (Hund).

// Wirkungsdauer vier Wochen, auch gegen Zecken.

// Neonikotinoide

1. Imodaclopramid

// Applikationsform: Spot on (Hund, Katze, Kaninchen).

// Wirkungsdauer bei Kaninchen nur eine Woche, sonst vier Wochen.

2. Nitepyram

// Applikationsform: Tabletten (Hund, Katze).

// Schneller Wirkungseintritt (15 bis 30 Minuten), keine Langzeitwirkung, evtl. tägliche Behandlung bei akutem Flohbefall nötig, Kombination mit Langzeitpräparat sinnvoll.

// Metaflumizon

// Applikationsform: Spot on (Katze).

// 1 x Monat.

// Organophosphate (z.B. Fenthion)

// Applikationsform: Spot on (Hund, Katze).

// 1 x pro Monat.

// Lufenuron

// Applikationsform: Injektion (Katze).

// Wirkungsdauer: sechs Monate.

// Applikationsform: Suspension (Katze).

// Wirkungsdauer: vier Wochen.

// Applikationsform: Tablette (Hund).

// Wirkungsdauer: vier Wochen.

// Hemmen die Entwicklung von Larven und Puppen. Sie haben keine adultizide Wirkung und sollten bei einem akuten Flohbefall zu Beginn mit einem adultiziden Medikament kombiniert werden.

// Milbemycine/Avermectine (z.B. Selamectin)

// Applikationsform: Spot on (Hund, Katze).

// Adulticid, larvicid und ovicid, neurotoxisches Potenzial für
empfindliche Rassen.

// Wirkungsdauer über vier Wochen; sind auch als Medikament gegen Rundwürmer und zur Prophylaxe von Herzwürmern geeignet.

// Isoxaline (z.B. Fluraner)

// Applikationsform: Tabletten (Hund).

// Neuer Wirkmechanismus: Um mit dem aktiven Wirkstoff in Kontakt zu kommen, müssen die Flöhe und Zecken auf dem Wirtstier aufsitzen und Blut saugen. Die Wirkung beginnt bei Flöhen (C. felis) innerhalb von acht Stunden nach dem Parasitieren und bei ­Zecken (I. ricinus) zwölf Stunden nach der Verankerung. Einziges Medikament mit einer adultiziden Wirkung gegen Flöhe von zwölf Wochen, gegen Zecken zwischen acht und zwölf Wochen.

// Oxadiazine (z.B. Indoxacarb)

// Applikationsform: Spot on (Hund, Katze).

// Neuer Wirkmechanismus: Indoxacarb gelangt hauptsächlich durch orale Aufnahme in die Insekten, wird zu einem geringeren Anteil aber auch über die Kutikula der Insekten aufgenommen. Erst im Insekt entsteht durch enzymatische Bioaktivierung die insektizide Form. Adultizide, larvizide und ovizide Wirkung über vier Wochen.

// Makrolide ( z.B. Spinosad)

// Applikationsform Tabletten: (Hund, Katze).

// Neuer Wirkmechanismus: Spinosad ­penetriert nur wenig und sehr langsam die Kutikula der Insekten und stellt ­somit gegenüber Flöhen eher ein Fraß- als ein Kontaktgift dar. Die Bindungsstelle für Spinosad in den Neuronen der Insekten ist noch nicht sicher ­definiert, aber es bindet an einer ­anderen -Untereinheit des niktotinergen Acetylcholinrezeptors als die ­Neonicotinoide wie z.B. Imidacloprid und Nitenpyram. Während die Neonicotinoide an der D2-Untereinheit ­wirken, bindet Spinosad wahrscheinlich an der D6-Untereinheit.

// Zusätzlich zeigt Spinosad auch einen Effekt auf die GABA-Neurotransmis­sion: Spinosad ist wie die Avermectine ein Substrat des P-Glykoproteins ­(canines MDR-1) und besitzt somit ein gewisses neurotoxisches Potenzial für empfindliche Collies und verwandte Rassen. Die Sicherheit von Spinosad wurde in publizierten Studien belegt. Adultizide Wirkung schneller
Wirkungseintritt (30 Minuten).

Wirkstoffkombinationspräparate

// Indoxacarb u. Permethrin: ­(Hund) zusätzlich gegen Zecken.

// Imidaclopramid u. Permethrin: zusätzlich gegen Zecken und Stechmücken.

// Imidaclopramid u. Moxidectin (Hund u. Katze u. Frettchen): zusätzlich gegen Milben, Herzwürmer, Nematoden.

// Imidaclopramid u. Flumetrin-Halsband (Hund u. Katze): zusätzlich gegen
Zecken.

// Fipronil u. Methoprene u. Amitraz Spot on (Hund): zusätzlich gegen Zecken und Haarlinge, gleichzeitig adultizid, larvizid und ovizid.

// Fipronil u. Methopren Spot on (Hund u. Katze u. Frettchen): vier Wochen Wirkungsdauer, zusätzlich gegen Zecken und Haarlinge, adulticid, larvicid und ovicid

// Spinosad u. Milbemycinoxim Tabletten Hund: zusätzlich gegen Herzwürmer und Nematoden, Wirkungsdauer vier Wochen, sollte nicht länger als sechs Monate durchgehend innerhalb eines Jahres gegeben werden.

// Lufenuron u. Milbemycinoxim Spot on (Hund): zusätzlich gegen Herzwürmer und Nematoden.

// Propoxur u. Flumethrin-Halsband Hund: zusätzlich gegen Zecken,
Wirkdauer sieben Monate.

// Metaflumizon u. Amitraz Spot on Hund: zusätzlich gegen Milben,
Zecken, Läuse.

// Dimpylat u. Ethylester, unges. Fettsäuren, Halsband Katze, auch gegen Zecken.

Umgebungsbehandlung

// Generell gilt es, die Umgebung durch Reinigung von Flohlarven und -eiern zu befreien. Alles, was waschbar ist, sollte bei möglichst hohen (40–60°C) Temperaturen gewaschen werden. Teppiche, Böden und Polster gründlich saugen und den Staubsaugerbeutel entsorgen. Auch das Auto und Hunde- bzw. Katzentransportkörbe mit in die Reinigung einbeziehen.

// Wirkstoffe

// Dimeticon/Cyclomethicon Permethrin

// Cyfluthrin u. Pyriproxyfen: Langzeitwirkung sechs Monate.

// Sumithrin u. Pyriproxyfen Permethrin u. Pyriproxyfen u. Piperonylbutoxid.

// Diese Mittel werden in der Wohnung, besonders unter und hinter Mobiliar versprüht bzw. vernebelt. Flöhe sind lichtscheu. Nachteil: Mit diesen Mitteln kommt auch immer der Mensch in ­Berührung. Sie sollten dann benutzt werden, wenn ein großes Flohproblem vorliegt bzw. wenn andere Mittel versagt haben. Vorsichtsmaßnahmen wie Mundschutz und Handschuhe; Anwendungsweise des Herstellers beachten.

take home

Checkliste bei Therapieversager

Behandlung am Tier

// Auswahl des Flohmittels geeignet?

// Gute Resistenzlage?

// akarizid u. larvizid u. ovizid?

Fehler in der Anwendung?

// Alle Tiere behandelt?

// Technische Durchführung der Medikamentenverabreichung?

// Applikationsintervall?

Umgebungsbehandlung

// Alle Räume frei zugänglich für behandelte Tiere?

// Umgebung eingrenzbar? Wildtiere (z.B. Igel)? Besitzerinfo ausreichend?

Foto: © istockphoto.com, NNehring

Stichwörter:
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HKP 2 / 2014

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 2 / 2014.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.