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Respiratorische Infektionen bei Katzen – Teil 2: Pilzinfektionen und parasitäre Infektionen

Pilze und Parasiten

In der letzten Ausgabe der hundkatzepferd vet (07.14) hat die Autorin einen Überblick über virale und bakterielle Infektionen der Katze gegeben. Im zweiten Teil werden nun Pilzinfektionen und parasitäre Infektionen bei Katzen behandelt.

Abb.1 Spültherapie mit Clotrimazollösung bei einer Katze mit sinonasaler Aspergillose.

Pilzinfektionen

Im Gegensatz zu viralen und bakteriellen Infektionen werden respiratorische Pilz­infektionen bei Katzen in Deutschland nur selten beobachtet. Am häufigsten wurden Infektionen mit Aspergillus spp. beschrieben, welche weltweit bei Katzen in zunehmendem Maße nachgewiesen werden.

Aspergillus Spezies

Meist handelt es sich bei Katzen um lokal begrenzte Infektionen von Nasenhöhle und angrenzenden Strukturen, Fälle von systemischer Aspergillose mit pulmonärer Be­teiligung kommen bei der Katze sehr selten vor. Die Erkrankung wird von Pilzen des Genus Aspergillus verursacht, ubiquitär vor­kommenden Saprophyten aus Erdboden und Pflanzenmaterial. Nach Eintritt des Erregers über den oberen Respirationstrakt kann es zur Besiedelung der Schleimhäute von Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen kommen und Zerstörung der Conchen durch chronische Entzündungsprozesse nach sich ziehen. Während Infektionen früher mittels kultureller Nachweismethoden meist Aspergillus fumigatus zugesprochen wurden, konnten mittlerweile durch neue molekulardiagnostische Nachweisme­thoden auch Erreger wie Neosartorya spp., ­Aspergillus lentulus, Aspergillus udagawae und andere Spezies identifiziert werden. Hinsichtlich der Symptomatik werden zwei verschiedene klinische Formen beobachtet, eine sinonasale Aspergillose (SNA) und eine sinoorbitale Aspergillose (SOA). Typische Symptome einer SNA sind chronisches Niesen, Nasenausfluss oder Epistaxis. Die invasivere Form der SOA tritt häufig bei brachyzephalen Katzenrassen auf, hier sind Orbita und umgebendes Weichteilgewebe involviert. Klinische Anzeichen stellen unilateraler Exophtalmus, Vorfall des dritten Augenlids, Hyperämie der Konjunktiva, Keratitis und auch Massen oder Ulzerationen des harten Gaumens dar. Bei Einbruch ins ZNS können zudem neurologische Symptome auftreten.

Eine CT-Untersuchung von Nasenhöhle und Orbita kann Hinweise auf eine feline Aspergilloseinfektion geben und die Ausdehnung des Entzündungsprozesses verdeutlichen. In einer anschließenden rhinoskopischen Untersuchung der Nasenhöhle können meist deutliche Anzeichen von Conchendestruktion und Pilz­plaques auf den Schleimhäuten visualisiert werden. Als Nachweis einer Aspergilloseinfektion gilt der direkte histologische oder kulturelle Erregernachweis aus einer tiefen Gewebeprobe, die aus verändertem Gewebe entnommen werden sollte. Prospektive Studien zur Therapie von felinen Aspergilloseinfektionen liegen bisher nicht vor. In Fall­berichten und Fallserien zeigt die SNA jedoch eine günstigere Prognose als die SOA. Die besten Erfolge scheint eine mehrmonatige systemische Therapie mit Antimykotika (am häufigsten Itrakonazol, aber auch Amphotericin, Posakonazol, ­Vorikonazol und Terbinafin wurden eingesetzt) zusätzlich zu einer lokalen Spültherapie der Nasenhöhle mit Clotrimazol- oder Enilkonazol­lösung (Abb.1) nach endoskopischem Debridement aller Beläge aufzuweisen. Bei Fällen von SOA wird die Orbito­tomie oder Enukleation der betroffenen Seite empfohlen, gefolgt von systemischer antimykotischer Therapie.

Cryptococus neoformans

Nur selten wurden bisher in Deutschland Infektionen mit Hefe­pilzen aus dem Cryptococus neoformans-Cryptococus gatti-Komplex beschrieben, die vor allem in Nordamerika beobachtet werden. Klinisch kann bei der Kryptokokkose eine nasale Form, eine ZNS-Form, eine kutane und eine systemische Form der Erkrankung beobachtet werden, die jedoch auch zusammen auftreten können. Katzen entwickeln meist die nasale Form der Infektion mit chronischen Nasenausfluss und Auftreibung des Nasendaches; in vielen Fällen treten auch Hautläsionen im Gesicht, vergrößerte Lymphknoten, Osteomyelitis und ZNS-Symptome im Zuge dieser Erkrankung auf. Einen sensitiven und spezifischen Test zur Diag­nose einer Kryptokokkose stellt der Latex-Agglutinations-Test, dar, der ein Kapselantigen des Erregers aus Blut oder Liquor nachweist, weiterhin kann der Erreger zytologisch, histologisch, kulturell oder mittels PCR detektiert werden. In retrospektiven Therapiestudien wurden Amphoterizin B, Ketoconazol, Flukonazol und Itrakonazol über mehrere Monate systemisch eingesetzt. Eine klinische Heilung konnte bei ca. 70% der betroffenen Katzen erzielt werden.

Parasitäre Infektionen

Aelurostrongylus abstrusus (A. abstrusus) gilt als wichtigster Lungenwurm bei Katzen in Deutschland; es wurden jedoch auch Infek­tionen mit Eucoleus aerophilus (E. ­aerophilus, ehemals Capillaria aerophila) beschrieben.

Aelurostrongylus abstrusus

Der Nematode A. abstrusus ist ein weltweit verbreiterter Lungenwurm bei Haus- und Wildkatzen. Adulte Würmer parasitieren in den unteren Atemwegen und bringen neue Larven hervor, die dann hochgehustet und abgeschluckt und mit dem Kot ausgeschieden werden. Für die Entwicklung des Parasiten außerhalb der Katze sind Landschnecken als Zwischenwirte nötig, diese können wiederum von Vögeln, Reptilien und kleinen Säugetieren als Transportwirten aufgenommen werden und über diese in die Katze gelangen, wo sich nach einer Präpatenzzeit von sechs Wochen der adulte Parasit entwickelt. Klinische Symptome einer Infektion umfassen Husten und Dyspnoe, Nasenausfluss, vergrößerte Lymphknoten, Anorexie und Apathie, wobei die Stärke der Symptome mit der Befallsstärke korreliert. Junge und immunsupprimierte Katzen sind meist stärker betroffen. Labordiagnostische Veränderungen können Eosinophilie, Lymphozytose und Anämie sein, während röntgenologisch häufig ein bronchointerstitielles, manchmal mikronoduläres Lungen-muster besteht (Abb. 2).


Abb.2 Mikronoduläres Lungenmuster bei einer Katze mit Aelurostrongylus-abstrusus-Infektion.

Die empfohlene Diagnostikmethode ist der Nachweis der Larven im Kot mittels Baermann-Wetzel-Auswanderungsverfahren, hier sollte zur Steigerung der Sensiti­vität ­eine Sammelkotuntersuchung von drei ­Tagen erfolgen, da Larven nur intermittierend ausgeschieden werden. Alternativ können die Larven in der BALF-Zyto­logie nachgewiesen werden. Verschiedene Kombinations- und Einzelpräparate können für die Therapie von A.-abstrusus-Infektionen angewandt werden. Als wirksam erwiesen haben sich sowohl ­Imidacloprid/Moxidectin als auch Emodepsid/Praziquantel, Fipronil, (S)-Methopren/Eprinomectin/Praziquantel und auch Fenben­dazol, welches jedoch über 10–20 Tage verabreicht werden sollte.

Eucoleus aerophilus

Ebenfalls weltweite Verbreitung zeigt der Lungenhaarwurm E. aerophilus, der neben Katzen auch viele andere Säugetiere und den Menschen infizieren kann. Es ist zwar kein Zwischenwirt für die Entwicklung des Parasiten notwendig, Regenwürmer können jedoch als Transportwirte dienen. Adulte Parasiten leben in der Mukosa des unteren Respirationstrakts der Katze. Klinische Symptome ähneln denen einer A.-abstrusus-Infektion; betroffene Katzen zeigen Husten, Giemen, Niesen und Dyspnoe. Im Gegensatz zur Diagnostik anderer Lungenwürmer erfolgt der Parasitennachweis hier mithilfe der Flotationsmethode aus Kotproben, wobei die Eier aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit denen von Trichuris spp. verwechselt werden können. Bisher gibt es keine Therapiestudien zur Behandlung des Parasiten bei Katzen, Fallberichte beschreiben jedoch erfolgreiche Therapiemaßnahmen mit Aba­mectin, Emodepsid oder Levamisol. Für die Therapie aller Lungenparasiten gilt, dass nach Therapieende eine erneute Kotuntersuchung erfolgen sollte, um den Erfolg der Behandlung abzusichern oder im positiven Fall nochmals zu behandeln.

take home

Infektionen des Respirationstrakts bei der Katze können durch eine Vielzahl von verschiedenen Erregern verursacht werden. Da sich die klinischen Symptome der Erkrankungen jedoch oft gleichen und auch nichtinfektiöse Grundkrankheiten Symptome wie Nasenausfluss, Husten oder Dyspnoe verursachen können, ist eine gründliche diagnostische Aufarbeitung zum Ein- oder Ausschluss von infektiösen Ursachen sinnvoll, um adäquate und zielgerichtete therapeutische Maßnahmen in die Wege leiten zu können. Dabei ist es wichtig, den individuellen Patienten zu betrachten und auch seine Vorgeschichte (Chronizität der Erkrankung, Ansprechen auf antibiotische Vorbehandlung) und seine Lebensumstände (Freiläufer, Mehrkatzenhaushalt) zu beachten, wenn es um die Aufstellung eines diagnostischen Plans geht.

HKP 8 / 2014

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 8 / 2014.
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