Teil II: Anaplasmose und BorrelioseWas tun beim Zeckenbiss?Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheiten stellen für Hunde und Katzen ein großes Problem dar. Im ersten Teil des Artikels (erschienen in der hundkatzepferd 03/13) wurde über Babesiose und Ehrlichiose berichtet. Im zweiten Teil soll es nun um Anaplasmose und Borreliose gehen. Die Auszüge stammen aus der Empfehlung zur Bekämpfung von durch Vektoren übertragene Erkrankungen bei Hunden und Katzen erarbeitet (ESCCAP-Empfehlung Nr. 5) des European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP). Anaplasmose Klinische Symptome/Laborwertveränderungen Hund: Die Symptome einer Anaplasmose sind unspezifisch (plötzlich einsetzende Lethargie, Inappetenz/Anorexie und Fieber). Weiterhin treten Lahmheiten (Polyarthritis), blasse Schleimhäute, ein angespanntes Abdomen, Diarrhoe, Vomitus, Oberflächenblutungen, Tachypnoe, Splenomegalie und vergrößerte Lymphknoten auf. Selten sind Husten, Uveitis, Gliedmaßenödeme, Polydipsie und ZNS-Symptome. Häufigste Laborwertveränderungen sind Thrombozytopenie, Anämie, Lymphopenie, Monozytose, Leukopenie und Leukozytose, Hyperglobulinämie, Hypalbuminämie sowie erhöhte Leberenzyme. Katze: Berichte über Anaplasma-Infektionen bei Katzen sind selten. Die wenigen bisher beschriebenen Fälle litten an Apathie, Anorexie, Fieber, Lymphadenopathie sowie Anämie und Thrombozytopenie. Diagnose Zur Diagnose von Anaplasma-Infektionen (siehe Abb.1) stehen grundsätzlich die Kombination aus einer gründlichen Anamnese zur Beurteilung eines möglichen Zeckenbefalls, die Bewertung klinischer Symptome, hämatologische und klinisch-chemische Laboruntersuchungen sowie Serologie und/oder PCR zur Verfügung.
// Serologie:
// PCR:
// Morphologische Diagnose:
Abb.1: Verdacht auf Anaplasmose
Abb.2: Verdacht auf Borreliose
Abb.3: Pathogene Anaplasmataceae
Prophylaxe Die primäre Maßnahme zur Prävention einer Anaplasma-Infektion ist ein effektiver Schutz gegen Zeckenbefall (siehe ESCCAP-Empfehlung Nr. 3: Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen). Chemotherapie Die Therapie der Anaplasmose setzt sich zusammen aus der Verabreichung von Wirkstoffen gegen Rickettsien und einer symptomatischen Begleittherapie. Tetrazykline sind die am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe, wobei die tägliche Gabe von Doxyzyklin in einer Dosierung von 2x5 mg/kg über 2–3 Wochen das gängigste Behandlungsschema darstellt. Die Prognose bei A.-phagocytophilum-Infektionen ist bei korrekter Therapie meist gut. Aspekte des öffentlichen Gesundheitswesens Es wurden Infektionen mit A. phagocytophilum beim Menschen dokumentiert. Die Übertragung hat in diesen Fällen stets über die Zecke als Vektor stattgefunden, eine direkte Anaplasma-Übertragung von infizierten Hunden auf den Menschen wurde nicht beschrieben. Borreliose Klinische Symptome Beim Menschen verläuft eine Borreliose häufig mit klinischen Symptomen. Beim Hund treten jedoch in den meisten Fällen keine klinischen Symptome auf. Eine mögliche klinische Manifestation ist die „Lyme-Arthropathie“ mit Lahmheit aufgrund von Arthritis einer oder mehrerer Gelenke; vereinzelt wurden Glomerulopathien beschrieben. Diagnose Zur Diagnose der Borreliose siehe Abbildung 3 und folgende Hinweise:
// Serologie: // Bei Hunden, bei denen der Verdacht auf Borreliose besteht, wird nach einer positiven Routineserologie eine Bestätigung mit dem spezifischeren Western-Blot empfohlen. Spezifische Antikörperreaktionen bei Hunden gegen das C6 Peptid sind aussagekräftig für eine natürliche Exposition mit B. burgdorferi sensu lato.
// Direkte Diagnose: Prophylaxe Die primäre Maßnahme zur Prävention einer Borrelieninfektion ist ein effektiver Schutz gegen Zeckenbefall (siehe ESCCAP-Empfehlung 3: Bekämpfung von Ektoparasiten). Der Nutzen von Borrelioseimpfstoffen wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Die verschiedenen zugelassenen Impfstoffe beinhalten zum Teil Antigene unterschiedlicher Spezies. Da es bisher keine zuverlässigen Studien zur speziesabhängigen Virulenz der Borrelien gibt, liegen zur vergleichenden Wirksamkeit der Vakzine bisher keine Erfahrungen vor. Therapie Das Antibiotikum der Wahl bei der Therapie der Borreliose ist Doxyzyklin in einer Dosis von 2x5mg/kg täglich über mindestens einen Monat. Bei Patienten mit Polyarthritis sollte die Therapie innerhalb von wenigen Tagen ansprechen. Studien an experimentell infizierten Hunden haben jedoch gezeigt, dass eine antibakterielle Therapie nicht in allen Fällen die Infektion beseitigt, chronisches Trägertum ist möglich. Aspekte des öffentlichen Gesundheitswesens Hunde und Katzen stellen kein Reservoir für B. burgdorferi dar und sind daher für eine zoonotische Übertragung nicht von Bedeutung. Zecken, die von Hunden und Katzen abgesammelt werden, können jedoch Borrelien enthalten und diese im Einzelfall auf Menschen oder andere Wirte übertragen. Entfernte Zecken sollten daher sorgfältig entsorgt werden, um eine Übertragung auf neue Wirte zu verhindern.
// Alle Empfehlungen stehen Tierärzten/-innen zum Download
Illustration (Katze): ©Panthermedia.net|Liane Nothaft Abbildungen: Prof. Dr. Andreas Moritz |
HKP 4 / 2013Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor:Weitere Artikel online lesen |
|||
|