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Katzen auf Reisen
Katzen auf ReisenReisekrankheiten – ist die Katze ein kleiner Hund?Wer auf Reisen geht, kann viel erleben. Wer eine Katze mitnimmt, und das tun laut einer Studie immerhin 16,4 % der Katzenhalter, sollte sich darüber bewusst sein, dass bei gar nicht wenigen Fällen Reisekrankheiten aus dem Ausland mitgebracht werden. Dr. Nikola Pantchev betrachtet spezielle Krankheiten bei der Katze und widmet sich im ersten Teil seines Artikels Infektionen, die von Mücken übertragen werden.
Katzen sind nach Auskunft des Industrieverbandes Heimtierbedarf mit 8,2 Mio. Tieren in 16,3 % der Haushalte (Stand 2010) derzeit die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Etwa 18 Mio. Reisen aus Deutschland haben jährlich den europäischen Mittelmeerraum als Ziel. Man kann davon ausgehen, dass 60 % der Reisen nach Italien und 90 % der Reisen nach Spanien in Endemiegebieten für Leishmanien stattfinden. Ältere Daten (Fragebogenaktion, an der sich 27 tierärztliche Praxen/Tierkliniken in Hamburg, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern beteiligten) zeigen, dass sich etwa 55 % der in Deutschland lebenden Hunde ein- oder mehrmals reisebegleitend im Ausland aufgehalten haben und 12,8 % gar aus dem Ausland stammten. Nach einer anderen Studie führen immerhin 16,4 % der Katzenhalter ihr Haustier immer oder manchmal auf ihren Urlaubsreisen (bevorzugte Reiseländer waren Deutschland, Italien und Österreich mit einer durchschnittlichen Reisedauer von 21 Tagen) mit. Belastbare Daten zum Import von Katzen finden sich derzeit nicht, aber es ist davon auszugehen, dass auch einige Katzen aus fürsorglicher Tierliebe den Weg aus einem potenziellen Endemiegebiet nach Deutschland finden. Von Mücken übertragene Infektionen Es ist derzeit nicht bekannt, wie viele potenzielle Vektoren von Dirofilarien (etwa 70 Arten von Stechmücken, v.a. der Gattungen Culex, Aedes und Anopheles, werden als potenzielle Überträger beim Hund diskutiert) auch präferenziell Blut an Katzen saugen, aber in Norditalien fand man z.B. Culex pipiens („Gemeine Stech-mücke“ genannt) nachts an Katzen, wohingegen man dort vom Hund sowohl Culex pipiens als auch Aedes caspius sammeln konnte; darüber hinaus war die Anzahl von C. pipiens, die Katzen gestochen haben, niedriger im Vergleich zum Hund. Phlebotomus perniciosus (gehört zu den sog. Sand- oder Schmetterlingsmücken), der als wichtigster Überträger von Leishmania infantum im mediterranen Raum gilt, sticht mit einer hohen Präferenz Hunde, in Spanien wurden jedoch an 5 verschiedenen Lokalisationen zwischen 2 und 25 % dieser Sandmücken gefunden, die Katzenblut enthalten haben. Eine Infektionsprophylaxe beim Hund ist mit Wirkstoffen aus der Klasse der Pyrethroide (Deltamethrin in Scalibor-Halsband oder Permethrin u.a. in Exspot oder Advantix Spot-on) möglich, die ausgeprägte repellierende und „anti-feeding“-Eigenschaften auf Schmetterlingsmücken und Stechmücken aufweisen und so das Risiko einer Erregerübertragung senken. Allerdings sind keine Produkte mit diesen Wirkstoffen in Deutschland für Katzen zugelassen und besonders auf Permethrin basierende Spot-on-Präparate sind toxisch für Katzen und dürfen bei dieser Tierart nicht angewendet werden. Pyrethroide sind für Feliden toxisch, weil ihnen die Glukuronyltransferase fehlt (ein Leberenzym) und dadurch können Pyrethoide nicht zu Glukuroniden und Sulfaten konjugiert und ausgeschieden werden. Flumethrin enthaltende Halsbänder (Kiltix; in Kombination mit Propoxur) sind in Österreich auch für die Katze zugelassen, es gibt aber derzeit keine Daten über eine potenzielle repellierende Wirkung dieses Pyrethroides auf Sand- und Stechmücken und es liegt auch keine Zulassung des Produktes für diese Indikation vor. Herzwurm-Erkrankung: Die Katze ist doch kein kleiner Hund
Während Hunde geeignete Endwirte für Dirofilaria immitis darstellen, sind patente Infektion bei Katzen seltener: Die Prävalenzen bei Katzen betragen 5-10 % der Prävalenz von Hunden in Endemiegebieten. Würmer leben etwa 2-3 Jahre und ektope Lokalisationen (Körperhöhle, ZNS) sind häufiger bei Katzen. Die Klinik variiert von asymptomatischen Infektionen bis hin zu chronischen respiratorischen Symptomen, manchmal assoziiert mit chronischem Erbrechen, und zu akutem Tod ohne vorherige Anzeichen einer Erkrankung. Die Diagnose bei der Katze ante mortem ist herausfordernd und beruht auf einer Kombination von Tests aufgrund der niedrigen Wurmbürde und daher niedrigen Antigenkonzen tration (Serologie: Antigen- und Antikörpernachweis, dazu noch Thoraxröntgen und –Ultraschall). Antikörper gegen Herzwurmlarven sind ab 8 Wochen nach Mückenstich nachweisbar; ein positives Ergebnis sagt aus, dass die Katze Kontakt hatte, aber nicht, ob sich adulte Würmer entwickelt haben und kann darüber hinaus noch Wochen bis Monate nach Eliminierung hoch bleiben. Auch können über 20 % der infizierten Katzen negativ sein. Ein zugelassener Test in Deutschland ist derzeit nicht verfügbar. Der Nachweis löslichen Antigens (etwa auf ELISA-basierender SNAP-Test), der v.a. aus dem weiblichen Reproduktionstrakt adulter Würmer stammt, ist bei der Katze erst 7 – 8 Monate p.i möglich. Bei Katzen sind i.d.R. nur wenige weibliche oder nur männliche Würmer vorhanden; daher ist der Antigennachweis zum Screenen weniger geeignet als beim Hund, aber beweisend im positiven Fall. Eine Kombination aus beiden Verfahren erreicht eine passable Sensi tivität und Spezifität. Röntgen kann hilfreich bei Leishmania bei der Katze: eine unterschätzte Infektion? In Südeuropa wurden zwischen 1998 – 2005 21 klinische Fälle bei Katzen beschrieben, mit Seroprävalenzen u.a. in Frankreich, Italien, Portugal oder Spanien von 1,7 bis 68 %. In Frankreich wurden z.B. 12,4 % positive Katzen ermittelt und in Italien (Sizilien) waren 55 von 93 Katzen (entspricht 59 %) Seroreagenten. Davon wurden Leishmanien-Antikörper bei 42 % der FIV-negativen Tiere (mit niedrigen Titern bis 1:80), aber bei 70 % der FIV-positiven Katzen mit Titern zwischen 1:40 und 1:1280 nachgewiesen. In einer Studie aus Spanien fand man einen hohen Prozentsatz PCR-positiver, aber serologisch negativer Katzen, die FeLV positiv waren, aber keine Assoziation mit FIV. I In einer aktuellen Studie aus Spanien (Gegend von Barcelona) wurde Leishmania-infantum-DNA im Blut von 3 % der 100 getesteten Katzen gefunden. Die epidemiologische Rolle der Katze ist nach wie vor unklar, jedoch ist mittlerweile bewiesen, dass eine chronisch infizierte Katze (L. infantum MON1) die infektiöse Quelle für Phlebotomus perniciosus (s.o.) sein kann. Als ein Verdachtsfall in unserem Untersuchungsgut ist eine Katze (Import aus Spanien) aufgefallen, die kutane Läsionen an den Ohren aufwies (Abb. 1). Diese Katze wies einen Albumin-Globulin-Quotienten von 0,70 (Referenzbereich größer 0,76) sowie einen Leishmanien-Antikörpertiter im IFAT von 1:1600 auf. Ein Diagnostikum zum direkten Nachweis, was auch einfach in der Praxis durchzuführen wäre, ist eine Abklatsch-Zytologie der betroffenen (kutanen) Bereiche. Die Therapie bei einer Katze aus Spanien mit kutanen Läsionen, die früher publiziert wurde, erfolgte mit Megluminantimonat (5 mg/kg KM, 1x tägl., s.c.), kombiniert mit Ketoconazol (10 mg/kg KM, 1x tägl., p.o.) 4 Wochen lang für insgesamt 3 Zyklen mit je 10 Tagen Pause dazwischen; es kam zu einer Heilung der kutanen Läsionen. In einem weiteren veröffentlichten Fall bei einer Katze mit viszeraler Leishmaniose in Italien mit Anorexie, Gewichtsverlust, Störung des Allgemeinbefindens, Uveitis, blassen Schleimhäuten, Lymphadenopathie und Hepatomegalie kamen Allopurinol (20 mg/kg KM 1x tägl.), Erythropoetin (50 IE/kg, alle 48h, s.c.), Human Recombinant Alpha 2a Interferon (30 IE, 1x tägl. Topisch auf die orale Schleimhaut) sowie Eisensulfat (50 mg, 1x tägl., p.o.) zum Einsatz; 2 Monate danach wurden nur noch Allopurinol und Interferon verabreicht und ab dem 6. Monat nur Allopurinol (der Antikörpertiter war zu diesem Zeitpunkt 1:160). Zu Beginn der Behandlung hatte diese Katze einen positiven Antikörpernachweis für FIV und Toxoplasmose, der Leishmanien-Titer betrug 1:640 (Lymphknoten-Zytologie sowie Lymphknoten- und Blut-PCR fielen positiv aus); die Katze zeigte eine nicht regenerative Anämie, Thrombozytopenie und Leukopenie. Die klinischen Parameter besserten sich unter Behandlung und die Blut-PCR fiel in der Folge negativ aus, jedoch war die Hämatologie noch auffällig, sodass die Katze weiterhin Allopurinol bekam. |
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