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Reportage - Tierpark Hagenbeck

Moin, Moin...

Die Hansestadt Hamburg ist mit rund 1,8 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und immer eine Reise wert. Für hundkatzepferd habe ich zwei traditionsreiche tierische Institutionen der beliebten Elbmetropole in Augenschein genommen, die doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Während im Tierpark Hagenbeck Groß und Klein der Tierwelt näherkommen können, als es in freier Wildbahn ja möglich sein würde, taucht man im Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins in eine einsame und dennoch hoffnungsvolle Welt, in der das Tier Anschluss an den Menschen sucht.

Tierpark Hagenbeck

Der Fischhändler Gottfried Claes Carl Hagenbeck hätte es sich mit seiner kleinen Ausstellung von sechs Seehunden im Jahre 1848 wahrscheinlich nicht träumen lassen, was einmal aus seiner Idee wird. Heute umfasst der einzige in Privatbesitz befindliche Großzoo Deutschlands eine Parkanlage von 25 Hektar und bietet ein Wegenetz von über sieben Kilometern Länge. Am frühen Morgen treffe ich mich mit Frau Dr. Adriane Prahl. Es geht direkt los, Otterimpfung steht auf dem Programm. Einmal im Jahr müssen die kleinen Marder gegen Katzenseuche geimpft werden. An dieser Stelle können Sie, lieber Leser, froh sein, dass gedrucktes Papier keine Gerüche überträgt. Der kleine Raum, in dem wir auf mühsame Weise die Otter einfangen, ist in eine interessante „nasse Otter“-Duftwolke gehüllt. Nicht nur hundkatzepferd, auch der NDR ist an dieser Impfung der besonderen Art interessiert. Das Einfangen der Otter stellt sich als eine echte Herausforderung für den Tierpfleger dar. Die flinken Tiere zischen teilweise zwischen mir, der Tierärztin und dem dreiköpfigen NDR-Kamerateam hin und her. Zurzeit dreht der Fernsehsender fast täglich im Tierpark für die neue Staffel von Leopard, Seebär & Co. Somit muss die Impfung nicht nur zweckmäßig, sondern auch kameragerecht verlaufen. Bei unserem Rundgang zeigt mir die Tierärztin das neue Eismeer, das am 5. Juli 2012 seine Pforten geöffnet. Hier begegne ich der Wallrossdame Neseyka. Nach vielen Jahren hat Hamburgs Tierpark wieder sein Markenzeichen zurück. Antje, das bekannte Maskottchen des NDR, verstarb 2003. Meine besondere Aufmerksamkeit galt allerdings den sanften Riesen von Hagenbeck. Seit 2006 besitzt der Zoo eine 1000 m² große Freilaufhalle für seine Elefanten, die einer Tempelruine nachempfunden ist. Zusätzlich steht den zwölf Tieren im Tierpark eine 8000 m² große Außenanlage zur Verfügung.

Im Gespräch mit Frau Dr. Adriane Prahl

Was bedeutet es, als Tierärztin solch einen Patienten zu behandeln?

Die Arbeit beruht vor allem auf gegenseitigem Vertrauen. Man muss sich auf die Pfleger, aber auch auf die Tiere verlassen können. Wenn ein Elefant nicht behandelt werden möchte, dann ist es schwierig oder auch gefährlich, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Das spielt vor allem bei uns, die die Elefanten in „direct contact“ halten, eine große Rolle. Bei 3,5 Tonnen ist es nun mal einfach gefährlich, zum Blutabnehmen fast «unter» dem Elefanten zu sitzen. Des Weiteren sind Elefanten sehr schlaue Patienten.
«Mal eben» ein Medikament im Brötchen verstecken, läuft nicht. Sie fressen die ersten drei Brötchen ohne Medizin und spucken das präparierte gezielt wieder aus.

Welche medizinischen Unterschiede bestehen bei einem Zootier zu einem Dickhäuter in freier Wildbahn?

Zooelefanten werden oft deutlich älter als ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Ältere Elefanten leiden häufig unter typischen „Altersleiden“ wie z.B. Arthrose. Wir haben bei uns in der Gruppe eine ältere Kuh, „Mogli“, die Probleme mit den Gelenken hat. Als Tierarzt versucht man dann, Maßnahmen zu ergreifen, die dem alten Elefanten das Leben erleichtern. Das sind zum einen Medikamente, aber auch Punkte wie Rationsgestaltung, Gewichtskontrollen und Gehegegestaltung (Sandflächen zum Ablegen, Bademöglichkeiten etc.) spielen eine große Rolle.

Seit 2003 gibt es in Hagenbeck die First European Elephant Management School für Professionals aus der ganzen Welt. Worum geht es bzw. was ist für Tierärzte an dem Kurs interessant?

Im theoretischen Teil wird ein Überblick über Themen wie Anatomie und Physiologie, relevante Krankheiten, Reproduktionsmedizin etc. vermittelt. Im praktischen Teil wird z.B. demonstriert, wie man bei einem Elefanten am besten Blut abnimmt, wie Fußpflege bei einem Elefanten aussieht, was ein „Trunk Wash“ ist oder wie eine Ultraschalluntersuchung bei einer Elefantenkuh durchgeführt wird. Der Kurs richtet sich vor allem an Kollegen, die in Tierparks oder Zoos Elefanten betreuen, aber zum Beispiel auch an Amtstierärzte, die z.B. Zirkusse kontrollieren und somit auch die dortige Haltung fachlich beurteilen müssen.

Vielen Dank Frau Dr. Prahl

Viele Eindrücke habe ich erhalten und sehe auf meiner letzten Runde durch den Park glückliche Kindergesichter, die sich freuen dürfen, exotische Tiere in artgerechter Haltung bestaunen zu dürfen. Danke an den Tierpark Hagenbeck!

Foto: © Oliver Michaut

HKP 5 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 5 / 2012.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.