hundkatzepferd unterwegs auf den Kanaren
Wenn ein Mitarbeiter von hundkatzepferd in den Urlaub fährt, so macht er das nie, ohne einen Blick auf die tierischen Einwohner seines Reiseziels zu werfen. Deshalb möchte ich Ihnen heute einen kleinen Einblick in die Tierwelt der Kanaren gewähren. Dort besuchte ich den traditionsreichen Tierpark Loro Parque auf Teneriffa.
Es sind die interessanten geologischen und klimatischen Bedingungen der Kanarischen Inseln, die vor langer Zeit zur Heimat der unterschiedlichsten Tiere geworden sind. Stellenweise wüstenähnlich und streckenweise subtropisch präsentiert sich diese Inselgruppe. Besonders Vögel und Reptilien sind typische tierische Bewohner auf Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote & Co. Gran Canaria beispielsweise ist aufgrund der unterschiedlichen Klimazonen auf der Insel mit einer sehr hohen Artenvielfalt gesegnet. Der berühmteste Einwohner des Archipels ist wohl ohne Zweifel der Kanarienvogel. Auch bei uns kennt man den kleinen Singkünstler, aber eher aus Volieren. Streng genommen ist er jedoch kein „echter“ Canario, denn er wurde für die Haltung als Haustier speziell gezüchtet, wobei sogar seine Gesangseigenschaften verändert wurden. Kanarengirlitz heißt der Vorfahre des Kanarienvogels und ist eine Finkenart. Dieser hat auf den ersten Blick jedoch wenig mit ihm gemeinsam. Er ist deutlich kleiner und rundlicher, einzig das gelbgrüne Brustgefieder des Männchens deutet auf die Verwandtschaft zwischen beiden hin. Der Kanarengirlitz ist auf den Inseln vor Afrika fast ausschließlich in freier Wildbahn zu bewundern. Doch nicht nur auf den Inseln, sondern auch rundherum ist die Tierwelt in großer Vielfalt vorhanden. Zur Meeresfauna zählen verschiedene Rochenarten, Schwertfische, Papageifische, Engelhaie und Meerbrassen, um nur einige zu nennen. Außerdem fühlen sich circa 28 bisher bekannte Walund Delfinarten in den Gewässern rund um den Archipel zuhause. Wer die treuen Gefährten der Seefahrer einmal live erleben möchte, dem ist eine Fährüberfahrt, zum Beispiel von Teneriffa nach La Gomera, sehr ans Herz zu legen. Schon nach kurzer Zeit gesellen sich nämlich Delfine hinzu, die das Schiff ein Stück des Weges begleiten. Die wohl berühmteste tierische Attraktion auf den Kanaren befindet sich auf Teneriffa – der Loro Parque. Gegründet wurde der Parl in den 1970erJahren von dem aus Köln stammenden und damals 33 Jahre alten Wolfgang Kiessling und seinem Vater. Am 17. Dezember 1972 wurde der Loro Parque offiziell eröffnet. Er umfasste damals eine Grund fläche von ca. 13.000 m² und etwa 150 Papa geien. Seitdem hat sich viel im Park verändert. Die Tiermedizin hat große Fortschritte gemacht und auch in der Tierhaltung hat man dazu gelernt. Der Loro Parque liegt im Norden der Insel Teneriffa und ist einer der größten Arbeitgeber vor Ort. Er wurde ursprünglich als PapageienPark angelegt, was ihm auch seinen Namen „Loro“ (spanisch für Papagei) gab. In der zum Park gehörenden Aufzuchtstation befindet sich die größte Papageiensammlung der Welt. Sie ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich, es sei denn, man wird Mitglied der Loro Parque Stiftung. Lediglich einen Blick auf die Fütterung der Jungvögel kann man im regulären Park rundgang erhaschen. Im Tierpark selbst wird jedoch ein repräsentativer Querschnitt aus der Welt der Papageien gezeigt.
hundkatzepferd sprach mit Simon Bruslund, dem Kurator des Loro Parque, über seine Aufgaben und den Tierschutz:
„Ich verwalte einer der vielfältigsten Vogelsammlungen in einem Zoo weltweit. Das ist eine große Verantwortung.“
Ich bin in meiner alten Stelle vom Loro Parque kontaktiert worden, als man einem neuen Kurator mit viel Vogelerfahrung suchte. Die Aufgaben des Kurators sind sehr abwechslungsreich. Ich muss die täglichen Abläufe im Auge behalten und auf die kurzfristige und langfristige Planung der Kollektion achten.
Direkt zu Beginn waren Sie Ziehvater für ein Feigenpapageiküken. Wie sieht die Arbeit mit den Vögeln und deren Nachzucht üblicherweise aus?
Ich verwalte eine der mannigfaltigsten Vogelsammlungen in einem Zoo weltweit. Das ist eine große Verantwortung und man benötigt hier sehr viel Wissen und einen großen Erfahrungsschatz. Nicht zu vergessen, dass diese Aufgabe viel Zeit in Anspruch nimmt. Dabei ist die Unterstützung des ganzen Teams und vieler Kollegen weltweit gefragt.
Gibt es Kritik an den Haltungsbedingungen der Tiere, weil diese, wie in der freien Wildbahn üblich, nicht kilometerweit fliegen oder uneingeschränkt schwimmen können? Wie gehen Sie damit um?
Kritik gibt es immer, aber oft ist solchen Kritikern nicht bewusst, wie stark die unsichtbaren Barrieren der wild lebenden Tiere sind. Sie werden vom geeigneten Lebensraum, vom territorialen Futterangebot und von Fressfeinden geformt und sind für frei lebende Tiere allgegenwärtig, egal, wie groß oder majestätisch sie sind. Ob diese Tiere die Sicherheit eines Zoos freiwillig vorziehen würden, können wir sie leider nicht fragen.
Die Loro Parque Fundación widmet sich dem Erhalt bedrohter Papageienarten. Im Park wurden u.a. erfolgreich die Königsamazone und der in der Natur ausgestorbene Spix-Ara nachgezüchtet. Wollen Sie die Tiere auswildern? Mit wem arbeiten Sie dafür zusammen?
Die Fundación arbeitet mit vielen verschiedenen Partnern vor Ort zusammen. Oft fehlt für viele mögliche Auswilderungen der entsprechende Lebensraum oder es stehen Gesundheitsfragen oder politische Gründe im Weg. Allerdings ist die Auswilderung nur eine der vielen Möglichkeiten, mit denen wir im Artenschutz arbeiten. Viel bedeutender noch ist die Forschung, die mit den im Loro Parque gehaltenen Tieren ermöglicht wird.
Die Aufzuchtstation für Papageien und der dazugehörige Kindergarten werden vielfach gelobt. Wie viel Papageiennachwuchs gab 2012 im Loro Parque?
Es gab etwa 1.000 Schlüpflinge, die zur Selbstständigkeit aufgezogen wurden.
Können Sie in veterinärmedizinischen Notfällen, etwa bei Operationen oder Transporten, autark handeln oder sind Sie auf Hilfe von außen angewiesen?
Der Loro Parque ist mit seiner sehr großen eigenen und hochmodernen Tierklinik fast unabhängig. Es werden immer mal Experten hinzugezogen, aber das fördert unseren wissenschaftlichen Anspruch. Gerade in der Vogelmedizin sind wir auf alle Eventualitäten gut vorbereitet.
Gab es schon Notsituationen im Park und wie handeln Sie dann?
Notsituationen gibt es zum Glück selten, und wenn sie auftreten, ist das Wichtigste, dass wir bereit sind, sie als ein gemeinsames Team zu bewältigen.
Welche Ziele haben Sie für das Jahr 2013?
2013 wollen wir die Qualität der Tierkollektion weiter optimieren und gute Zuchtergebnisse ermöglichen. Dabei ist es unabdingbar, dass das Team sich in unseren internen Kursen immer weiterbildet. Diese werden unter der Leitung des zoologischen Direktors Dr. Matthias Reinschmidt durchgeführt.
Herr Bruslund, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Der Loro Park versucht,Tierschutz und Zoobetrieb auf eine glaubhafte Weise zu vereinen. Geht man durch den Park, hat man wirklich das Gefühl, dass es nicht nur um Profit, sondern um ehrliche Aufklärung geht. Ein schönes Beispiel, wie Tiere dem Menschen näher gebracht werden können, ohne zu Schau gestellt zu werden. Sollten also Sie, liebe Leser, einen Urlaub auf den Kanaren planen, überzeugen Sie sich doch einmal selbst davon.
Ihr Oliver Michaut
Foto: © panthermedia | DENYS Rudyi)
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