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Dr. Britta Dobenecker
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Gesundes Skelett
Gesundes SkelettWie bekommt man einen Hund optimal groß?Gesundheitsprophylaxe beim Welpen heißt nicht nur Impfen und Entwurmen sondern auch, dass Haltung, Training und Fütterung den Anforderungen des Welpen entsprechen. Fehler bei Futterauswahl, Futtermenge oder Rationszusammenstellung wirken sich oft fatal auf das wachsende Skelett aus.
Was sind die Auslöser für Entwicklungsstörungen des Skeletts, den sogenannten „Developmental Orthopedic Diseases (DOD)“? Welche Fehlversorgungen führen zu Störungen und wie kann es ungewollt zu einer Fehlversorgung kommen? Der Hund wächst durch Kalorien Die Hitliste der Fütterungsfehler bei Welpen und Junghunden wird angeführt von der Energieüberversorgung [1]. Anders als bei erwachsenen Tieren kann eine passende Futter- sprich Kalorienmenge nicht direkt am Ernährungszustand des Welpen und Junghundes abgelesen werden. Das ansonsten sehr effektive System des sogenannten „Body Condition Scoring [2]“ kann während des Wachstums nicht grundsätzlich angewendet werden. Hat ein wachsender Hund bereits eine dickere Speckschicht auf den Rippen, kann natürlich von einer Energieüberversorgung ausgegangen werden. Das kann die Grundlage für Adipositas mit all seinen gesundheitlichen Folgen sein und sollte unbedingt vermieden werden. Schlank sein heißt aber beim Junghund nicht automatisch, dass kein Übergewicht vorliegt! Besonders bei schnellwüchsigen Rassen kommt es zu einer forcierten Entwicklung, die Tiere wachsen schneller und haben ein für ihr Alter zu hohes Gewicht trotz schlanker oder sogar dünner Erscheinung. Das höhere Gewicht – trotz altersabhängig relativ geringer Skelettentwicklung in Kombination mit hohen Spiegeln an Wachstumshormonen und - faktoren [3] aufgrund der hohen Energieaufnahme – kann zu Störungen der Skelettentwicklung führen. Der junge Hund kann also zu schwer sein und trotzdem mager und schlaksig aussehen! Bei vielen Welpenbesitzern hält sich hartnäckig das Gerücht, dass eine proteinreiche Nahrung Skelettschäden verursacht. Diese Vermutung aufgrund erster Versuche in den 70 er-Jahren ist aber eindeutig widerlegt. Stimmt die Kalorienmenge und bleibt die Proteinaufnahme in einem normalen und praxisüblichen Rahmen, sind keinerlei negative Effekte auf den Hund zu erwarten [4]. Überprüfung der Gewichtsentwicklung
Einzig die regelmäßige Überprüfung der Gewichtsentwicklung im Vergleich zu den Wachstumsempfehlungen je nach Gewichtsklasse [5] und dem entsprechenden Angleichen der täglichen Kalorienmenge garantiert eine optimale Entwicklungsgeschwindigkeit! Calcium und Phosphor – die Dosis ist entscheidend
Die absolute Menge an Calcium und Phosphor, die ein Hund während des Wachstums aufnimmt, entscheidet über eine ungestörte Knochenentwicklung. Dies liegt an dem hohen Bedarf für den Knochenaufbau und an der sich erst langsam entwickelnden Regulationseffizienz der Calciumretention [6]. - Ein unterdurchschnittlicher Energiebedarf führt zu einer geringen Futterund damit Nährstoffzuteilung. Einen Einfluss auf den Energiebedarf haben unter anderem die Rasse [10], das Aktivitätslevel zusammen mit der Haltungsform (einzeln, Gruppe, Haus, Zwinger) und der Gesundheitsstatus (z. B. weniger Energiezuteilung bei Lahmheiten). - Häufig wird auch nicht ausschließlich das Aufzuchtfutter gegeben, sondern eine Vielzahl von Ergänzungen (Fleisch, Kauartikel, Öl, Leckerlis u.v.a.m.), die die Nährstoffdichte in der Tagesration drastisch schrumpfen lassen können. - Selbst hergestellte Rationen – auch beim BARFen – sind oftmals nicht ausreichend mineralisiert. Vorsicht ist hier auch bei vorübergehender Verwendung von selbst zubereiteten „Schonkostdiäten“ z. B. bei Durchfallproblemen (z. B. Hühnchen mit Reis) geboten, wenn kein adäquates Mineral-Vitamin-Supplement in ausreichenden Mengen ergänzt wird. - Last but not least führt die Verwendung ungeeigneter kommerzieller Produkte (z. B. Futter speziell für den Erhaltungsbedarf, sogenannte Maintenanceprodukte) zu einem Mineralstoffmangel. Die sicherste Methode zur Überprüfung der bedarfsdeckenden und ausgewogenen Versorgung mit Energie und den für eine gesunde Skelettentwicklung essentiellen Nährstoffen – allen voran Calcium und Phosphor – ist und bleibt die Rationsberechnung. Hierbei wird die tägliche Nährstoffaufnahme mit dem Bedarf des jeweiligen Tieres verglichen, denn der Bedarf des Welpen und Junghundes ist abhängig von Alter, aktuellem und erwarteten Gewicht. Bei Abweichungen muss nicht die gesamte Fütterung umgestellt sondern lediglich optimiert werden, z. B. unter Verwendung eines passenden Supplementes. Literatur beim Autor Dobenecker@lrz.uni-muenchen.de |
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