Die Glässer ’sche Krankheit
Alter Keim auf neuen Wegen
Die im Jahre 1910 von Karl Glässer entdeckte Glässer’sche Krankheit ist in den letzten Jahren fast in Vergessenheit geraten. Umso überraschender ist die Tatsache, dass sie heute wieder auf dem Vormarsch ist. TA Sabrina Krug über die durch das Bakterium Haemophilus parasuis (HPS) hervorgerufene Infektionskrankheit des Schweins.
Heute sehen sich Landwirte und Tierärzte erneut mit dem Erreger konfrontiert, der inzwischen in 15 verschiedenen Serotypen auftritt. Während die Typen 3, 6, 7, 9 und 11 keine Krankheit auslösen und in allen Beständen vorkommen, können die übrigen Typen, vor allem die Typen 4, 5, 12, 13 und 14, die Glässer’sche Krankheit in unterschiedlicher Stärke auslösen.
Das Krankheitsbild
Die Erkrankung äußert sich akut durch hohes Fieber, Fressunlust, Entzündungen von Brust- und Bauchfell mit Ergüssen, verdickte und schmerzhafte Gelenke sowie Lahmheit und Hirnhautentzündung. In den meisten Fällen sind Absetzer und Tiere in der frühen Mast betroffen. Immer häufiger werden auch Atemprobleme, Lungenentzündungen und Kümmern dieser Erkrankung zugeordnet.
Die immer weiter ansteigende Infektionszahl kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, wobei gute Bestandshygiene und modernes Management sogar die Ausbreitung von Haemophilus parasuis begünstigt: Der Keim wird nicht mehr von anderen Bakterien überwachsen und abgetötet und der Kontakt zu apathogenen Stämmen wird verringert, was zu einer fehlenden Ausprägung einer natürlichen Immunität führt. Durch das Zusammenführen von Tieren aus unterschiedlichen Beständen bricht die Krankheit dann vor allem bei diesen Tieren aus, die bis dahin in einer keimarmen Umgebung gehalten wurden. Auch Faktoren wie Stress, Zeitpunkt des Absetzens, Tierdichte, Haltungsbedingungen und das Auftreten anderer Infektionen wie z.B. PCV2 oder PRRS können zusätzlich eine Rolle beim Ausbruch von H. parasuis- Infektionen spielen.
Vorsorge als Alternative zur Antibiotikabehandlung
Erkrankungen mit HPS führen zu erhöhter Sterberate und vermehrtem Auftreten von Kümmerern. Dadurch nimmt die Glässer’sche Krankheit weltweit an wirtschaftlicher Bedeutung zu. Ausschlaggebend für eine Vermeidung der Erkrankung ist die Immunabwehr der Tiere. Eine frühzeitige Impfung gegen möglichst viele pathogene Serotypen bietet Schutz gegen einen Großteil der aktuell vorkommenden Typen des Erregers. Im Falle eines Ausbruchs der Krankheit in einem Bestand, kann die Infektion durch hochdosierte Antibiotikagaben kontrolliert werden. Hierbei sind jedoch zunehmend Resistenzen zu beobachten. Ein Kombinationsimpfstoff gegen Haemophilus parasuis und Mycoplasma hyopneumonie (Fort Dodge, ein Unternehmen der Pfizer Group) bietet die Möglichkeit, einen frühen und effektiven Impfschutz mit dem Programm zum Mycoplasmenschutz zu kombinieren. Als zusätzliche vorbeugende Maßnahme sollte das Zusammenstallen von Ferkeln verschiedener Herkunft in Herden mit hohem Gesundheitsstatus vermieden werden und das Absetzalter in Beständen, in denen die Glässer’sche Krankheit häufiger auftritt, heraufgesetzt werden.
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Foto: Frau Sabrina Krug
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