HKP-1-2011
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Innovative Methoden in der Veterinärmedizin
Innovative Methoden in der VeterinärmedizinNeues ZeitalterWie der Mensch, so der Hund – mehr und mehr wird dieser Satz in der modernen Kleintiermedizin Realität. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover werden zunehmend hochmoderne Therapien bei Hundepatienten eingesetzt, wie man sie sonst nur aus humanmedizinischen Kliniken kennt. Prof. Dr. Ingo Nolte erklärt, dass dies nur durch eine eng verzahnte Zusammenarbeit von Human- und Tiermedizin möglich wird, die für beide Fachrichtungen gegenseitig befruchtend und von großem Nutzen ist. Die Tierärztliche Hochschule Hannover wurde am 18. Juli 1778 auf Weisung Georg III. unter dem Namen „Roßarzney-Schule“ gegründet. Zunächst war sie in dem Gebäude einer alten Militärbäckerei vor dem Clevertor untergebracht. Dort erfolgte im Jahr 1875 aufgrund der wachsenden Patientenzahlen auch bereits die Gründung der Spitalklinik für kleine Haustiere. 1899 wurde die Schule dann an den bis Anfang 2010 genutzten Standort am Bischofsholer Damm und am Braunschweiger Platz verlegt. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen, vor dem 2010 erfolgten Umzug war die Klinik für Kleintiere, wie sie heute heißt, schließlich an vier verschiedenen Standorten (Apotheke, Institut für Tierernährung, Druckerei) auf dem alten Klinikgelände untergebracht. Trotz dieser schwierigen Umstände entwickelte sich der Bereich der Kleintiermedizin rasant. Auf dem Weg in ein neues Zeitalter
Um den Anforderungen der modernen Kleintiermedizin genügen zu können, wurde schließlich die schon lange geplante Neuerrichtung des Klinikbaues realisiert, der im Februar 2010 am neuen Standort Bünteweg 9 in Hannover-Kirchrode bezogen wurde. In den neuen Räumlichkeiten ist es endlich möglich, Fors hung, Lehre und Dienstleistung unter einem Dach und auf höchstem Niveau zu vereinen. In der neuen Klinik stehen getrennte Wartezimmer für Hunde und Katzen sowie fünf allgemeine Untersuchungsräume und ein Haut-, ein Augen- und drei Ultraschalluntersuchungszimmer zur Verfügung. Die bisher von der Klinik für Kleintiere mitversorgten Heimtiere sind nun in einer eigenständigen Klinik untergebracht. Für die weiterführende Diagnostik steht je ein Untersuchungsraum für Elektromyografie und Ganganalyse zur Verfügung, ferner sind zwei digitale Röntgenanlagen, ein 64-zeiliger Computertomograf (CT) und ein 3 Tesla Magnetresonanztomograf (MRT) vorhanden. Notwendige Laboruntersuchungen werden in einem großzügigen Labortrakt, bestehend aus 10 Laboren und Nebenräumen (z.B. Blutgerinnung, Zytologie, Molekulargenetik) durchgeführt. Für operative Eingriffe stehen an der Klinik für Kleintiere je ein mit modernster Medizintechnik ausgestatteter Nacht-, Zahn-, Augen-, Steril (Knochen)- und Laseroperationsraum zur Verfügung. Außerdem ist ein großer Operationssaal mit drei Tischen vorhanden. Zunehmend gelangen auch in der Kleintiermedizin minimal invasive chirurgische Techniken zum Einsatz, insbesondere bei der Spiegelung von Gelenken und der Bauchhöhle. Neben Patientenversorgung und studentischer Ausbildung: die Wissenschaft
Abgesehen von der Patientenversorgung hat neben der studentischen Ausbildung die Intensivierung der Forschungstätigkeit an der Klinik für Kleintiere gerade in den letzten Jahren eine sprunghafte Entwicklung genommen. Die Klinik ist an mehreren interdisziplinären Forschungsverbünden beteiligt, die sich auf die Fachgebiete Onkologie, Krebs – die häufigste Todesursache bei Mensch und Hund Die Onkologie, also das Fachgebiet der Medizin, das sich mit der Erforschung und Behandlung von Tumoren befasst, hat für die Kleintiermedizin mittlerweile einen vergleichbaren Stellenwert wie in der Humanmedizin erlangt. Genau wie beim Menschen sind Tumoren auch beim Hund mittlerweile die häufigste Todesursache; ja, sie kommen, bezogen auf die Gesamtzahl an Individuen, sogar noch häufiger vor als beim Menschen. Vor dem Hintergrund, dass der Hund viele Lebensumstände und Umweltfaktoren mit dem Menschen teilt, kann man vermuten, dass auch die Entstehungsmechanismen vergleichbar sind. Dies macht die Tumoren des Hundes zu einem interessanten Forschungsgegenstand, denn im Gegensatz zu Tumoren, die künstlich an speziell hierfür gezüchteten bzw. genetisch manipulierten Modelltieren wie etwa der Maus induziert werden, ist von einer höheren Vergleichbarkeit dieser spontan entstandenen Tumoren mit den menschlichen Tumoren auszugehen. Das Prostatakarzinom beim Mann steht laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der westlichen Welt an dritter Stelle der tumorbedingten Todesursachen bei Männern, und beim derzeit beobachteten Anstieg der Lebenserwartung wird seine Inzidenz noch zunehmen. Auch beim Hund ist dieser Tumor eine Erkrankung des älteren Tieres, die sehr aggressiv verläuft und bislang eine schlechte Prognose hinsichtlich Heilung hat. Tumormarker: Wegweiser für Diagnostik und Prognose Unter einem Tumormarker versteht man eine Substanz oder zelluläre Veränderung, deren qualitative oder quantitative Analyse eine Aussage über Vorliegen, Verlauf oder Prognose von bösartigen Erkrankungen ermöglicht. Bis heute wird beim menschlichen Prostatakarzinom vor allem das prostataspezifische Antigen (PSA) als Tumor marker bestimmt. Dessen Spezifität ist jedoch eher gering, das heißt, ein bestimmter Wert bedeutet nicht unbedingt, dass tatsächlich auch eine bösartige Zubildung der Prostata vorliegt und umgekehrt können Einflüsse wie z.B. die Einnahme bestimmter Medikamente den Nachweis beeinflussen. An der Klinik für Kleintiere Hannover ist es nun gelungen, ein Tumormodell zu etablieren, welches die Bedeutung von Genen aus der HMGA-Gruppe (HMGA steht für „High Mobility Group A“) untersucht. An einer Krebszelllinie, die aus dem Prostatakarzinom eines Hundes gewonnen wurde, konnte gezeigt werden, dass bestimmte genetische Veränderungen mit einem bösartigen Verlauf des Prostatakrebses einhergehen. Diese Ergebnisse dienen jetzt als Basis für die Entwicklung von neuen Behandlungsstrategien. Aufbruch in die Mikro- und Nanowelt Ganz neue Wege in der Diagnostik und auch Therapie von Tumorerkrankungen eröffnen sich durch zwei weitere Forschungsansätze, die in Hannover gemeinsam mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen verfolgt werden: zum einen das Einbringen von genetischem Material in Zellen über die so genannte „laserbasierte Transfektion“, bei der es sich um eine schonende Methode handelt, die gewünschten Gensequenzen in lebende Zellen einzubringen. Langfristig erhofft man sich dadurch die Möglichkeit einer „Impfung“ der Zellen gegen Krebs. Der zweite Ansatz ist die Markierung von Zellen durch Nanopartikel, also kleinste Moleküle, die mit bestimmten Stoffen beladen werden und so etwa in der Magnetresonanztomografie (MRT) den Nachweis selbst kleinster Mengen von veränderten Zellen erlauben. |
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