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HKP-4-2013 > Teil II: Anaplasmose und Borreliose

Teil II: Anaplasmose und Borreliose

Was tun beim Zeckenbiss?

Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheiten stellen für Hunde und Katzen ein großes Problem dar. Im ersten Teil des Artikels (erschienen in der hundkatzepferd 03/13) wurde über Babesiose und Ehrlichiose berichtet. Im zweiten Teil soll es nun um Anaplasmose und Borreliose gehen. Die Auszüge stammen aus der Empfehlung zur Bekämpfung von durch Vektoren übertragene Erkrankungen bei Hunden und Katzen erarbeitet (ESCCAP-Empfehlung Nr. 5) des European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP).

Anaplasmose

Klinische Symptome/Laborwertveränderungen

Hund: Die Symptome einer Anaplasmose sind unspezifisch (plötzlich einsetzende Lethargie, Inappetenz/Anorexie und Fieber). Weiter­hin treten Lahmheiten (Polyarthritis), blasse Schleimhäute, ein angespanntes Abdomen, Diarrhoe, Vomitus, Oberflächenblutungen, Tachypnoe, Splenomegalie und vergrößerte Lymphknoten auf. Selten sind Husten, Uveitis, Gliedmaßenödeme, Polydipsie und ZNS-Symptome. Häufigste Laborwertveränderungen sind Thrombozytopenie, Anämie, Lymphopenie, Monozytose, Leukopenie und Leukozytose, Hyperglobulinämie, Hypalbuminämie sowie erhöhte Leberenzyme.

Katze: Berichte über Anaplasma-Infektionen bei Katzen sind selten. Die wenigen bisher beschriebenen Fälle litten an Apathie, Anorexie, Fieber, Lymphadenopathie sowie Anämie und Thrombozytopenie.

Diagnose

Zur Diagnose von Anaplasma-Infektionen (siehe Abb.1) stehen grundsätzlich die Kombination aus einer gründlichen Anamnese zur Beurteilung eines möglichen Zeckenbefalls, die Bewertung klinischer Symptome, hämatologische und klinisch-chemische Laboruntersuchungen sowie Serologie und/oder PCR zur Verfügung.

// Serologie:
Antikörper können mithilfe eines indirekten Immunfluoreszenztests (IFAT) unter Verwendung von A.-phagocytophilum-Antigenen (oder A.-platys-Antigenen) nachgewiesen werden. Eine Serokonversion kann 1–4 Wochen nach der Exposition erfolgen, sodass akut infizierte Hunde oder Katzen noch serologisch negativ sein können. Im Endemiegebiet können positive IFAT-Ergebnisse von einer früheren Infektion herrühren und müssen kein Hinweis auf eine akute Infektion sein. Bei Patienten in Deutschland, das ein Endemiegebiet ist, wird ­daher ein IFAT-Wiederholungstest nach 2–3 Wochen empfohlen. Grundsätzlich gilt, dass bei Verdacht auf Anaplasmose zwei serologische Untersuchungen im Abstand von 2–3 Wochen vorgenommen werden müssen, um den Verlauf des AK-Titers zu überprüfen. Ein positives Ergebnis einer einzelnen sero­logischen Untersuchung, kombiniert mit klinischen Symptomen, ist als Beleg für eine Anaplasmose nicht ausreichend.

// PCR:
Ein positives PCR-Ergebnis bestätigt im Allgemeinen das Vorliegen einer Infektion. Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Infektion jedoch nicht aus.

// Morphologische Diagnose:
Eindeutig ist die Diagnose, wenn bei der mikroskopischen Untersuchung von Blutausstrichen Morulae in neutrophilen (und selten auch eosinophilen) Granulozyten (A. phagocytophilum) oder Thrombozyten (A. platys) gefunden werden. Um die diagnostische Sensitivität zu steigern, sollten Buffy-coat-Ausstriche untersucht werden. ­Positive Ergebnisse sollten mittels PCR-Untersuchung überprüft werden.


Abb.1: Verdacht auf Anaplasmose


Abb.2: Verdacht auf Borreliose


Abb.3: Pathogene Anaplasmataceae

Prophylaxe

Die primäre Maßnahme zur Prävention einer Anaplasma-Infektion ist ein effektiver Schutz gegen Zeckenbefall (siehe ESCCAP-Empfehlung Nr. 3: Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen).

Chemotherapie

Die Therapie der Anaplasmose setzt sich zusammen aus der Verabreichung von Wirkstoffen gegen Rickettsien und einer symptomatischen Begleittherapie. Tetra­zykline sind die am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe, wobei die tägliche Gabe von Doxyzyklin in einer Dosierung von 2x5 mg/kg über 2–3 Wochen das gängigste Behandlungsschema darstellt. Die Prognose bei A.-phagocytophilum-Infektionen ist bei korrekter Therapie meist gut.

Aspekte des öffentlichen Gesundheitswesens

Es wurden Infektionen mit A. phagocytophilum beim Menschen dokumentiert. Die Übertragung hat in diesen Fällen stets über die Zecke als Vektor stattgefunden, eine ­direkte Anaplasma-Übertragung von infizierten Hunden auf den Menschen wurde nicht beschrieben.

Borreliose

Klinische Symptome

Beim Menschen verläuft eine Borreliose häufig mit klinischen Symptomen. Beim Hund treten jedoch in den meisten Fällen keine klinischen Symptome auf. Eine mögliche klinische Manifestation ist die „Lyme-Arthropathie“ mit Lahmheit aufgrund von Arthritis einer oder mehrerer Gelenke; vereinzelt wurden Glomerulopathien beschrieben.

Diagnose

Zur Diagnose der Borreliose siehe Abbildung 3 und folgende Hinweise:

// Serologie:
Antikörper gegen Borrelia-Antigene treten üblicherweise 3–5 Wochen nach der Infektion auf und können mithilfe verschiedener, kommerziell erhältlicher qualitativer oder quantitativer Tests nachgewiesen werden. Positive Ergebnisse zeigen lediglich einen Borrelien-Kontakt an, sind jedoch kein Beweis dafür, dass die Borrelien Verursacher vorliegender Symptome sind. Bei Tieren, die gegen die Borreliose geimpft wurden, sind positive Ergebnisse aufgrund von Impfantikörpern nicht aus­sagekräftig.

// Bei Hunden, bei denen der Verdacht auf Borreliose besteht, wird nach einer positiven Routineserologie eine Bestätigung mit dem spezifischeren Western-Blot empfohlen. Spezifische Antikörperreaktionen bei Hunden gegen das C6 Peptid sind aussagekräftig für eine natürliche Exposition mit B. burgdorferi sensu lato.

// Direkte Diagnose:
Der Nachweis von Borrelia mittels PCR ist möglich und bei Organmanifestationen diagnostisch am sichersten. Dazu werden Proben wie z. B. Synovialflüssigkeit oder Hautbiopsien eingesendet.

Prophylaxe

Die primäre Maßnahme zur Prävention einer Borrelieninfektion ist ein effektiver Schutz gegen Zeckenbefall (siehe ESCCAP-Empfehlung 3: Bekämpfung von Ektoparasiten). Der Nutzen von Borrelioseimpfstoffen wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Die verschiedenen zugelassenen Impfstoffe beinhalten zum Teil Antigene unterschiedlicher Spezies. Da es bisher keine zuverlässigen Studien zur speziesabhängigen Virulenz der Borrelien gibt, liegen zur vergleichenden Wirksamkeit der Vakzine bisher keine Erfahrungen vor.

Therapie

Das Antibiotikum der Wahl bei der Therapie der Borreliose ist Doxyzyklin in einer Dosis von 2x5mg/kg täglich über mindestens einen Monat. Bei Patienten mit Polyarthritis sollte die Therapie innerhalb von wenigen Tagen ansprechen. Studien an experimentell infizierten Hunden haben jedoch gezeigt, dass eine antibakterielle Therapie nicht in allen Fällen die Infektion beseitigt, chronisches Trägertum ist möglich.

Aspekte des öffentlichen Gesundheitswesens

Hunde und Katzen stellen kein Reservoir für B. burgdorferi dar und sind daher für eine zoonotische Übertragung nicht von Bedeutung. Zecken, die von Hunden und Katzen abgesammelt werden, können jedoch Borrelien enthalten und diese im Einzelfall auf Menschen oder andere Wirte übertragen. Entfernte Zecken sollten daher sorgfältig entsorgt werden, um eine Übertragung auf neue Wirte zu verhindern.

// Alle Empfehlungen stehen Tierärzten/-innen zum Download
auf www.esccap.de zur Verfügung.

Illustration (Katze): ©Panthermedia.net|Liane Nothaft
Foto Zecke: © panthermedia | Birgit Reitz-Hofmann

Abbildungen: Prof. Dr. Andreas Moritz

Stichwörter:
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HKP 4 / 2013

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 4 / 2013.
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