Veterinärmedizin
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Non-Core-Vakzinen beim Hund
Non-Core-Vakzinen beim HundImpfempfehlungen des HausesImpfungen sind unerlässlich, um vielen Infektionskrankheiten bei Hunden vorzubeugen. Impfungen können aber auch Nebenwirkungen haben. Umso wichtiger ist es, sich auf aktuelle Empfehlungen verlassen zu können. In der letzten Ausgabe der hundkatzepferd berichteten Prof. Dr. Katrin Hartmann und Dr. Bianca Stützer über CoreVakzinen. In Teil II geben Sie Empfehlungen für die Praxis und richten dabei den Fokus auf Non-Core-Vakzinen beim Hund. Aufgrund der enstandenen Impfdis kus sionen wurden in den letzten Jahren weltweit neue Impfempfehlungen erstellt, die als Richtlinien für den Tierarzt angesehen werden können. Auf nationaler Ebene ist die „Ständige Impfkommission (StIKo) im BPT“ zu erwähnen, international gibt es Empfehlungen der AAHA und der WSAVA. Diesem Artikel liegen die Impfempfehlungen der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München zu Grunde. HCC Inwieweit die Impfung gegen Hepatitis contagiosa canis (HCC) sinnvoll oder nötig ist, ist schwer zu sagen, da diese Krankheit in Deutschland nur noch extrem selten und wenn, dann nur bei aus dem Ausland importierten Hunden vorkommt. Der Impfstoff gegen HCC besteht aus dem caninen Adenovirus 2 (CAV2); dieses Virus ist auch am Zwingerhusten beteiligt. Daher schützt die HCC-Impfung auch vor dieser Zwingerhusten-Komponente. Da Komponenten gegen HCC im Kombinationsimpfstoff gegen Staupe, Parvovirose und HCC enthalten sind, erfolgen sowohl Grundimmunisierung als auch Wiederholungsimpfungen analog zu den beiden Core-Komponenten. Leptospirose Die Leptospirose-Impfung gilt nach Meinung der Medizinischen Kleintierklinik als non-core-Vakzine, da das Risiko für Hunde, die Kontakt zu Wasser oder Nagetieren haben, sehr gering ist. Gegen Leptospirose waren in Deutschland bislang nur Impfstoffe auf dem Markt, die nur zwei Serovare – Leptospira (L.) canicola und L. ictero hämorrhagica – enthielten, nicht jedoch die in Deutschland am häufigsten bei Hunden mit Leptospirose nachgewiesenen Serovare, wie z. B. L. grippothyphosa, L. pomona und L. bratislava. Daher ist es wichtig, den Besitzer über den begrenzten Impfschutz aufzuklären. Ganz aktuell wurde jetzt ein Impfstoff zugelassen, der neben L. canicola und L. icterohaemorrhagica auch L. grippotyphosa enthält und damit einen viel besseren Schutz gewährleistet. Trotzdem kann auch diese neue Vakzine nicht gegen alle vorkommenden Serovare schützen. Gefährdet sind vor allem Hunde, die gerne schwimmen, vor allem in stehenden Gewässern, oder Hunde mit Kontakt zu Wildnagern, die als Reservoire dienen. Die Grundimmuni sierung besteht aus einer zwei maligen Impfung im Abstand von drei bis vier Wochen ab der achten Lebenswoche mit einer weiteren Impfung nach 15 Monaten. Da es sich bei Leptospirose um eine bakterielle Infektionskrankheit handelt, besteht die Schutzwirkung nur maximal ein Jahr. Deshalb muss eine Wiederholungsimpfung jährlich, optimalerweise im Frühjahr, bei hohem Infektionsdruck (z. B. Jagdhunde) eventuell sogar halbjährlich erfolgen. Parainfluenza-Virus und Bordetella bronchiseptica Gegen das Parainfluenza-Virus, das einer der Haupterreger des Zwingerhustens ist, sollten vor allem junge Hunde im Alter von bis zu zwei Jahren geimpft werden, die häufigen Kontakt zu Artgenossen haben (Welpenspielgruppe, Hundeplatz, Tier pension, Tierheim etc.). Es gibt eine subkutane und eine intranasale Vakzine. Die subkutane Impfung kann erstmals ab der sechsten Lebenswoche erfolgen, danach wird in einem Abstand von drei bis vier Wochen geimpft, bis der Hund die 16. Lebens woche erreicht hat. Der Abschluss der Grund immunisierung findet dann nach 15 Monaten statt. Bei guter Grundimmunisierung besteht eine Schutzwirkung von mindestens drei Jahren. Bei älteren Hunden ohne besonderen Impfektionsdruck wird nach dem Abschluss der Grund immunisierung oder nach Ende einer besonderen Belastung (z. B. Pensionsaufenthalte, Aus stellungen, Hundeschule) keine Impfung mehr empfohlen. Neben der subkutanen Impfung gegen Parainfluenza ist in Deutschland eine Kombinationsimpfung gegen Para influenza und Bordetella (B.) bronchiseptica (ebenfalls ein Erreger des Zwingerhustens) zur intranasalen Applikation erhältlich. Geimpft wird einmalig ab der achten Lebenswoche, dann je nach Bedarf jährlich. Um durch die intranasale Vakzine gegen Parainfluenza geschützt zu sein, sollten ungeimpfte Hunde laut Herstellerangaben mindestens drei Wochen vor einer erhöhten Infektionsgefahr, z. B. einem vorübergehenden Aufenthalt in einem Zwinger, eine Impfstoffdosis erhalten. Um einen Schutz gegen B. bronchiseptica zu erhalten, sollten ungeimpfte Hunde mindestens 72 Stunden vor einer erhöhten Infektionsgefahr eine Impfstoffdosis erhalten. Die Dauer der Immunität beträgt ein Jahr. Empfohlen wird die intranasale Kombinationsimpfung nur in Problembeständen oder bei hohem Infek tionsdruck, also z. B. vor einer Ausstellung oder einem Aufenthalt in einer Tierpension. Wenn der Be sitzer immunsupprimiert ist, ist die Im pfung nicht zu empfehlen, da lebende B. bronchiseptica aus dem Impfstoff möglicherweise auf Menschen übergehen und bei immunsupprimierten Menschen, Kleinkindern und alten Menschen Symptome verursachen können. Borreliose
Die Impfung gegen Borreliose wird in der Medizinischen Kleintierklinik generell nicht empfohlen. Klinisch manifeste Erkrankungen durch Borrelien sind trotz häufiger Infektionen selten. Dagegen treten nach Impfung oft Nebenwirkungen aufgrund sich bildender Antigen-Antikörper-Komplexe auf, die sich beispielsweise in den Nieren oder in Gelenken ablagern können. Daher sollten, wenn überhaupt, nur BorreliaAntikörpernegative Hunde geimpft werden, also Hunde, die noch nie Kontakt zu Borellien hatten. Die schon seit Längerem auf dem Markt erhältliche Vollerreger-Vakzine enthält nur das Serovar Borrelia burgdorferi senus stricto; in Deutschland kommen jedoch vorwiegend andere Bor relia-Serovare vor, gegen die durch die Impfung keine Kreuzimmunität Babesiose Die Impfung gegen Babesiose wird in der Medizinischen Kleintierklinik nur in Ausnahmefällen eingesetzt und eher für wärmere Gegenden, wie beispielsweise den Freiburger Raum, empfohlen, in denen Babesiose häufig ist. Die Impfung mildert nur die Schwere der klinischen Symptome, schützt aber nicht vor einer Infektion. Auch in diesem Fall ist eine optimale Zecken prophylaxe besonders wichtig. Die Grundimmunisierung besteht aus einer zweimaligen Im pfung im Abstand von drei bis sechs Wochen ab einem Alter von einem halben Jahr, mit Wiederholungsimpfungen nach sechs bis zwölf Monaten, je nach Bedarf. CHV-1 Gegen das canine HerpesVirus (CHV1) sollten Zuchthündinnen geimpft werden. Mutterhündinnen erhalten entweder noch während der Läufigkeit oder zwischen sieben und zehn Tagen nach dem Decktermin und dann noch einmal ein bis zwei Wochen vor der Geburt je eine Impfdosis. Die Impfung kann jährlich wiederholt werden. Die Prävalenz von Anti körpern gegen das canine Herpe-Virus liegt in Deutschland bei 20 – 30 %. Durch die Impfung des Muttertieres können klinische Erkrankungen und Todesfälle bei Welpen verhindert werden. Tetanus Gegen Tetanus ist in Deutschland ein für Hunde zugelassener Toxoidimpfstoff erhältlich. Die Impfung gegen Tetanus wird nur bei besonderer Exposition, wie z.B. nach tiefen und engen Verletzungen, empfohlen. Dermatophyten Impfungen gegen Dermatophyten werden generell nicht empfohlen, da die Wirkung fraglich ist, und die Impfung nur zu einer Reduktion der durch die entsprechenden Pilzarten verursachten klinischen Symptome führt. Geimpft werden sollte wenn, dann nur in Problembeständen. Die Dauer der Immunität variiert zwischen neun Monaten und einem Jahr nach einer zweimaligen Impfung ab einem Alter von zehn Wochen im Abstand von 14 Tagen an wechselnden Körperseiten. Foto: © Prof. Dr. Katrin Hartmann |
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