Verdacht Hypothyreose
Verdacht HypothyreoseMultizentrische Studie favorisiert T4/TSH -Quotient als neuen diagnostischen Marker
Beim Hund gehört die primäre Hypothyreose zu den häufigsten endokrinen Unbefriedigende diagnostische Situation
Aufgrund der Beeinflussbarkeit, d.h. Absenkung der Serum-T4-Konzentration durch Erkrankungen anderer Organe (Niere, Leber, Herz, Pankreas, sowie Cushing-Syndrom und Infektionen) und durch Medikamente (z.B. Sulfonamide) spricht man von einem „Euthyroid-Sick-Syndrom“. Die Abgrenzung zu einer wirklich primären Unterfunktion der Schilddrüse durch die alleinige Bestimmung der Schilddrüsenhormone und die Diagnosestellung „primäre Hypothyreose“ sind daher schwierig. Große Hoffnung wurde daher auf die Bestimmung des caninen Thyrotropin (cTSH) gesetzt, für das seit Mitte der 90er Jahre kommerzielle Testverfahren zur Verfügung stehen. Ziele der prospektiven, multizentrischen Studie
Ziele unserer prospektiven, multizentrischen Studie, die in Kooperation von 5 Praxen bzw. Kliniken mit dem Labor ALOMED durchgeführt wurde, waren daher:
- Einsatz des TSH-Stimulationstestes als diagnostischen Goldstandard 2. Empfehlungen für die Diagnostik und Therapiekontrolle der caninen Hypothyreose zu geben und damit zur Optimierung und Vereinheitlichung der caninen Schilddrüsendiagnostik beizutragen. Referenzbereich und Diskriminationsfähigkeit des TSH-Stimulationstests Der durch das Normalkollektiv (n=43) mittels 5 – 95 %-Percentile ermittelte Referenzbereich der T4-Differenz des TSH-Stimulationstestes beträgt 12,4 – 55,2 nmol/l. Aufgrund dieses Referenzbereiches wurden alle Hypothyreoseverdächtigen Hunde klassifiziert. Fälle mit einer T4-Differenz von kleiner 12,4 wurden als primäre Hypothyreose und Fälle mit einer T4-Differenz ab 12,4 und höher wurden als nichtbestätigte Hypothyreose eingestuft. Die ermittelten T4-Differenzen beim Vergleich der Werte vom Kollektiv Primäre Hypothyreose mit dem Kollektiv nicht bestätigte Hypothyreosen sind in Form eines Histogrammes in der Abbildung 1 dargestellt (zur Veranschaulichung wurde der Referenzbereich als Balkeneingezeichnet). Sie veranschaulichen die unter unseren Bedingungen gute Trennschärfe des TSHStimulationstestes zwischen euthyreot und hypothyreot, mit einem Abstand von 5 nmol/l zwischen dem euthyreoten Fall mit der niedrigsten T4-Differenz (von 13 nmol/l) und dem hypothyreoten Fall mit der höchsten T4-Differenz (von 8 nmol/l). Hinsichtlich der ermittelten T4-Differenzen gibt es also weder Überschneidungen zwischen den Kollektiven, noch grenzwertige oder nicht eindeutig klassifizierbare Fälle. Klassifizierung der Fälle a) Primäre Hypothyreose Von insgesamt 72 Hypothyreose-Verdachtsfällen wurden aufgrund des TSH-Stimulationstestes 38 Fälle als primäre Hypothyreose eingestuft. Die T4-Differenz lag zwischen 0 und 8 nmol/l (Median: 0,25 nmol/l). Es handelt sich dabei um 30 reinrassige Tiere aus 26 verschiedenen Rassen (4 Rassen sind jeweils 2-fach vertreten) und 8 Mischlinge im Alter von 3 bis 14 Jahren (Median: 6,5 Jahre). Insgesamt 26 Tiere sind weiblich (davon 14 kastriert) und 12 Tiere männlich (davon 4 kastriert). Das Geschlechtsverhältnis weiblich/männlich beträgt damit 2,1:1. Die Häufigkeit der klinischen Hauptsymptome und der auffälligsten Laborwerte (ohne Hormonwerte) zeigt die Tabelle 1. b) Nicht bestätigte Hypothyreose Von insgesamt 72 Hypothyreose-Verdachtsfällen wurden aufgrund des TSH-Stimulationstestes 34 Fälle als euthyreot eingestuft. Die T4-Differenz lag zwischen 13 und 66 nmol/l (Median: 26 nmol/l). Es handelt sich um insgesamt 26 reinrassige Tiere aus 20 verschiedenen Rassen (5 Rassen sind 2- oder 3-fach vertreten) und 8 Mischlinge im Alter von 3 bis 13 Jahren (Median: 6,0 Jahre). ’Referenzbereiche und diagnostische Eignung der Schilddrüsenparamter cT4, cTSH und des cT4/ cTSH-Quotienten
Mit den auf Grundlage des TSH-Stimulationstestes klassifizierten Kollektiven wurden mittels ROC-Analyse die Referenzbereiche der Einzelparameter und des cT4/cTSH-Quotienten ermittelt (Tab. 2). Prozentsatz pathologischer Werte der Schilddrüsenparameter: Die Einzelparameter cT4 und cTSH sind bei der primären Hypothyreose in 84 bis 92 % der Fälle erniedrigt bzw. erhöht, bei den als euthyreot eingestuften, nicht bestätigten Verdachtsfällen jedoch auch in 18 bis 21 % der Fälle und im Normalkollektiv noch bei bis zu 7 % der Fälle. Demgegenüber zeigt der cT4/cTSH-Quotient bei der primären Hypothyreose mit 92 % erniedrigter Resultate zwar die gleiche Trefferquote wie cTSH, ist jedoch bei der nicht bestätigten Hypothyreose nur in 9 % der Fälle und im Normalkollektiv in keinem Fall pathologisch verändert. Drückt man nun diese Resultate in diagnostischen Leistungskriterien aus, in Form von Sensitivität, Spezifität, Vorhersagewert und Effizienz (Rate richtiger Entscheidungen), so ergibt sich das in Tabelle 3 dargestellte Bild. Diagnostische Empfehlung bei Verdacht auf primäre Hypothyreose Die Ergebnisse der vorgestellten Studie möchte ich in folgender Empfehlung zusammenfassen:
- Eingangsuntersuchung: Bestimmung von cTSH. Mit diesem Vorgehen lässt sich in 95 % der Fälle die Frage „Hypothyreose ja oder nein?“ richtig entscheiden. Nach diesem Diagnosekonzept verfahren wir seit über 3 Jahren mit sehr guter Erfahrung. Unsere Ergebnisse und Schlussfolgerungen nähern sich damit der Situation und dem diagnostischen Vorgehen bei der Hypothyreose des Menschen und den dort erarbeiteten diagnostischen Leitlinien [6]. Für einen Einblick in die Abbildungen und die Tabellen bitte das Heft als PDF downloaden
Literatur |
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