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Dicke Hunde und Katzen – Risiken durch Tier und Halter

Dicke Hunde und Katzen – Risiken durch Tier und Halter

Nur ein Schönheitsproblem?

Die Zivilisierung und Humanisierung bei Hunden und Katzen führt nicht immer zu positiven Effekten, denn Übergewicht ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Immer mehr Fakten werden hinsichtlich Risiken, Haltung sowie des Einflusses der Mensch-Tier-Beziehung bekannt.

Definitionsgemäß ist die Adipositas eine übermäßige Ansammlung von Körperfett [1]. Sowohl bei Hunden als auch bei Katzen gilt eine Erhöhung des Körpergewichts um 10 % als beginnendes Übergewicht, ab 20 % liegt dann eine Adipositas vor [2]. Als Grundlage dient der Rassedurchschnitt.

Häufigkeit

Übergewicht bei Hunden und Katzen zählt in der heutigen Zeit leider zu der wichtigsten Form der Fehlernährung. Legt man neuere Studien zugrunde ist jeder 5. Hund und fast jede 3. Katze übergewichtig [3,4,5]. Dabei ist bedauerlicherweise immer noch festzustellen, dass für eine Vielzahl von Tierärzten der Ernährungszustand von Hund und Katzen nicht von besonderem klinischem Interesse ist.

Risiken

Potenzielle Risikofaktoren sind vielfältig vorhanden. Rasse, Alter, Geschlecht und Kastration sind nur einige von vielen. So neigen Hauskatzen häufiger zu Übergewicht als ihre reinrassigen Vertreter. Bei den Hunden gibt eine Reihe von Rassen, die als gefährdet eingestuft werden müssen. An erster Stelle steht dabei der Labrador. Aber auch Scottish Terrier, Beagle und Neufundländer gehören der Risikogruppe an, während Windhunde nur selten betroffen sind. Aufklärungsarbeit sollte bei diesen Rassen bereits früh beginnen. Der Hinweis auf eine adäquate Ernährung, die sich am Energiebedarf orientiert, wäre ein erster Schritt, regelmäßige Gewichtskontrollen z. B. anlässlich der routinemäßigen
Impfungen ein weiterer. Bezüglich des Alters sind Katzen und Hunde sehr ähnlich. Tiere im Alter von 5–11 Jahren sind besonders betroffen. Bei Hunden sind in der Altersklasse 7–8 Jahre mehr als 50 % übergewichtig. Diese Zahl steigt auf fast 70 % bei Hunden im Alter zwischen 9 und 11. Bei 6–8 Jahre alten Katzen ist dagegen absolut jedes dritte Tier betroffen [6,7,8,9,10]. Des Weiteren sind Kater häufiger übergewichtig als Katzen. Ca. 60 % der Hündinnen neigen zu Übergewicht [10,11,12]. Ein wichtiger Risikofaktor ist die Kastration, deren Bedeutung und Auswirkung auf den Stoffwechsel der Tiere erst nach und nach bekannt wurde. Dabei sind beide Geschlechter betroffen. So haben kastrierte Hündinnen ein doppelt so hohes Adipositasrisiko im Vergleich zu nicht kastrierten weiblichen Tieren. Auch bei Katzen spielt die Kastration eine Rolle bei der Entstehung des Übergewichts [11,12,13,14,15,16]. Die Auswirkungen der Kastration sollten nicht unterschätzt werden. Auch hier sollte bereits vor dem Eingriff entsprechend über das Risiko Übergewicht informiert werden. Außerdem sind Spezialnahrungen für kastrierte Tiere seit einiger Zeit erhältlich, welche die speziellen Nahrungsansprüche dieser Zielgruppe berücksichtigen.

Einfluss der Ernährung

Die Fütterung von Hund und Katze spielt zudem eine weitere sehr zentrale Rolle. Die ad-libitum-Fütterung, die Gabe von Snacks und Leckereien ohne Berücksichtigung bei der täglichen Energiezufuhr sowie das Angebot sehr schmackhafter Futtermittel mit einer hohen Akzeptanz sind insbesondere bei Hunden anzuführen. Der freie Zugang zum Futter spielt aber auch bei übergewichtigen Katzen eine große Rolle. So erfolgte eine ad-libitum-Fütterung sehr oft bei übergewichtigen Katzen, unabhängig vom Futtertyp [17,18]. In einigen Untersuchungen wird die Gabe von Super- bzw. High Premium Nahrungen als Faktor angeführt, wobei vor allem die hohen Gehalte an Fetten und schnell verfügbaren Kohlenhydrate zu berücksichtigen sind. Als Akzeptanzträger sind vor allem die Fette im Mittelpunkt des Interesses. So zeigte sich beim Hund, dass eine 8%ige Erhöhung der Energiezufuhr aus Fetten – ohne Änderung der gesamten täglichen Energiezufuhr – zu einer Zunahme des abdominalen Fettgewebes führte, allerdings ohne Änderung des Körpergewichts. Ein Einfluss des Futtermitteltyps – Trockenfutter bzw. Nassnahrung – auf die Entstehung von Übergewicht. konnte dagegen nicht nachgewiesen werden. Hinsichtlich der Fütterungshäufigkeit erhalten die meisten adipösen Hunde einmal am Tag ihr Futter. Eine Verteilung auf mehrere Mahlzeiten führte jedoch nicht zu einer Zunahme des Gewichts [19,20].

Humanisierung (oder anthropomorphes Denken…?)

Mit diesem Schlagwort können eine Reihe von menschlichen Eigenheiten und Verhaltensweisen beschrieben werden, die der Mensch bei der Haltung von Hunden und Katzen an den Tag legt. Denn die Fütterung bzw. das Futter an sich steht im Mittelpunkt der Mensch-Tier-Beziehung. So ist das Verhalten von Besitzern adipöser Hunde häufig vielfältig übersteigert: Unter anderem sprechen sie mehr mit ihren Hunden, haben sie keine Angst vor Zoonosen und akzeptieren ihren Hund eher im Bett. Körperliche Aktivität in Form von Bewegung des Hundes spielt leider bei diesen Hundehaltern eine untergeordnete Rolle und hat eine geringe Bedeutung. Bettelverhalten adipöser Hunde wird von ihren Besitzern als Bitte um Nahrung aufgefasst. Zusätzlich wird das Übergewicht bei bestimmten Rassen vom Besitzer leider als Schönheitskriterium angesehen. Katzenhalter sehen in ihrem Tier dagegen sehr oft einen „Ersatzpartner“. Ähnlich wie beim Hund neigen die Besitzer übergewichtiger Katzen eher dazu, ihrem Tier Futter als Belohung zu geben, als mit ihm zu spielen. Auch hier spielt eine körperliche Aktivität des Tieres eher eine untergeordnete Rolle. Außerdem wird eine übergewichtige Katze öfter und intensiver bei der Nahrungsaufnahme beobachtet als die normal gewichtige Katze, was aber auch bei Hundehaltern zu beobachten ist [21,22].

Assoziierte Erkrankungen

Das Übergewicht ist aber nicht nur ein Schönheitsfehler, wie vielleicht eine Vielzahl von Besitzern unterstellen. Denn es gibt eine Reihe von Adipositas-assoziierten Erkrankungen bei Hunde und Katze. Eindeutig nachgewiesen ist, dass adipöse Hunde eine kürzere Lebenserwartung haben. So wurden Labrador Retriever, die eine ad-libitum-Ernährung erhalten hatten, nur 11,2 Jahre alt, während die Kontrollgruppe, die restriktiv gefüttert wurde, 13 Jahre alt wurde [23].
Aber nicht nur die Lebenserwartung sinkt, Lahmheiten, Hauterkrankungen und Diabetes werden ebenfalls häufiger bei übergewichtigen Tieren diagnostiziert. So haben adipöse Katzen ein 4-fach höheres Risiko an Diabetes zu erkranken. Für Lahmheiten steigt das Risiko um den Faktor 5. Auch bei adipösen Hunden steigt das Risiko für Erkrankungen der Knochen und Gelenke, vor allem für Arthrose mehrerer Gelenke wie Schulter, Ellbogen und Knie. Hauterkrankungen, Turmorneigung, Magen-Darm- sowie Herzkreislaufprobleme sollen hier nur kurz erwähnt werden [24,25, 26].

Literatur bei der Autorin

dr.radicke@animonda.de

HKP 6 / 2008

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 6 / 2008.
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