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Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) verursacht Photodermatitis

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) verursacht Photodermatitis

Gefährliches Gewächs

In der Sprechstunde wurde eine ca. vier Jahre alte Boxerhündin mit starken Hautveränderungen an der linken Gesichtshälfte vorgestellt. Neben einzelnen, zum Teil nässenden roten Knoten auf Nasenrücken, Lefzen und der linken Ohrmuschel war die gesamte Haut im periorbitalen Bereich hochgradig geschwollen und teilweise ulzerativ verändert (vgl. Abb.1 und 2).

Vorberichtlich traten die Veränderungen nach dem Kontakt des Hundes mit Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) auf (vgl. Abb. 6). Der Hund war im Spiel frontal in eine Staude gerannt. Der Versuch des Besitzers, mit kühlenden Umschlägen zu behandeln, zeigte keine ausreichende Wirkung. Abbildung 1 und 2 zeigen die Veränderung ca. 48 Stunden nach Kontakt mit dem Gewächs.

Therapie und weiterer Verlauf

Initial wurde mit Prednisolon in einer Dosierung von mg/kg 2-mal tägl. für 48 Stunden therapiert. Die Prednisolondosierung wurde sodann schrittweise verringert und über zehn Tage völlig ausgeschlichen. Zur Bekämpfung von Sekundärinfektionen wurde die Hündin für zehn Tage mit Cefalexin (15mg/kg 2-mal tägl.) antibiotisch abgedeckt. Abbildung 3 zeigt das Abheilungsergebnis 14 Tage nach Therapiebeginn, die Abbildungen 4 und 5 das Endergebnis nach ca. sechs Monaten.


Abb.1 Nässende roten erhabene Knoten auf dem Nasenrücken und an den Lefzen. Die gesamte Haut im periorbitalen Bereich ist hochgradig geschwollen und zum Teil ulzeriert.


Abb.2 Nässende rote Knötchen auf der Innenseite der linken Ohrmuschel


Abb.3 Abheilungsergebnis 14 Tage nach Therapiebeginn


Abb.4 Abheilungsergebnis nach ca. sechs Monaten


Abb.5 Abheilungsergebnis nach ca. sechs Monaten, keine Hyperpigmenta­tion der abgeheilten Läsionen wie beim Menschen beschrieben zu erkennen

Diskussion

Riesenbärenklau ist ein aus dem Kaukasus eingeführter Neophyt. Zunächst als Zierpflanze und Bienenweide geschätzt, rückten jedoch schnell die phototoxischen Inhaltsstoffe der Pflanze in den Mittelpunkt des Interesses. Riesenbärenklau enthält unterschiedliche Furocumarine, die nach Kontakt mit der Haut und anschließender Sonnenlichtexposition zu einer phototoxischen Reaktion führen. Kontaminierte Hautstellen sollten daher gewaschen und nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Die höchsten Giftkonzentrationen werden von April bis Mai gefunden. Alle Pflanzenteile sind toxisch. Die Therapie ist symptomatisch. In leichten Fällen kann topisch, kühlend, antiphlogistisch, ggf. antibiotisch behandelt werden. Differenzialdiagnostisch müssen bei der vorliegenden klinischen Symptomatik sicherlich in erster Linie neoplastische und autoimmune Erkrankungen mit in Betracht gezogen werden. Da die Hautläsionen unter der Therapie vollständig abheilten und innerhalb von sechs Monaten keine neuen Knötchen auftraten, können diese Differenzialdiagnosen jedoch ausgeschlossen werden.


Abb.6 Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), fotografiert in Bachnähe, 1,5?km vom Praxisstandort des Autors entfernt.

take home

Riesenbärenklau ist ein schön anzusehender Neophyt, der besonders gerne an feuchten Standorten vorkommt. Aufgrund seiner photo­toxischen Inhaltsstoffe lösen Berührungen mit der Pflanze zum Teil fulminante Dermatitiden aus. Eine Hautexposition mit ­Riesenbärenklau stellt ein ernst zu nehmendes Risiko dar, bei dem adäquat gehandelt werden muss und das keinesfalls bagatellisiert werden darf.

Foto: © istockphoto.com, FotoLesnik

HKP 5 / 2015

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 5 / 2015.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
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Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
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Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.